“Bringt mir den Kopf von Edwin VanCleef!” Schon in der Vanilla-Version von World of Warcraft (WoW) schickt Marschall Gyran Starkmantel den Spieler mit diesem Ziel in die Todesminen. Doch wer ist dieser VanCleef?
Kurz: Er ist der Endboss der eben genannten Instanz. Doch das wäre zu einfach. Nicht ohne Grund verlangt Starkmantel, Leiter der Volksmiliz von Westfall, nach VanCleefs Enthauptung. Millionen von Spielern schlugen und schlagen VanCleef immer und immer wieder den Kopf von den Schultern. Naja, jedenfalls bis seine Tochter Vanessa ab der Cataclysm-Erweiterung seinen Platz einnimmt.
Undank ist der Welten Lohn
Edwin VanCleef hatte logischerweise auch ein Leben vor den Ereignissen in WoW. Das verbrachte er größtenteils friedlich in Sturmwind, der Hauptstadt der Menschen. Nach dem Zweiten Krieg zwischen der Allianz und der Horde wurde er jedoch als Sohn eines Meistersteinmetz einberufen, um das zerstörte Sturmwind neu aufzubauen. So kam es dann auch. VanCleef stellte sich als wahres Genie heraus und war maßgeblich daran beteiligt, dass der Wiederaufbau weniger als zehn Jahre dauerte. Für seine hervorragende Arbeit wurde ihm einiges an Ruhm und Ehre zuteil.
Sollte man jedenfalls meinen. Die Realität sah anders aus: Das Adelshaus von Sturmwind verweigerte der Steinmetz-Gilde ihren Lohn. Einigen der höheren Steinmetzen wurden Regierungs-Jobs angeboten, damit sie die ganze Sache vergessen, darunter auch Edwin VanCleef. Der ließ sich aber nicht so leicht abspeisen und wollte auch seine Arbeiter nicht auf diese Weise verraten. Stattdessen spuckte er dem Sturmwinder Adel vor die Füße und schwor, die Stadt würde so oder so bezahlen.
Kurze Zeit später zettelte VanCleef einen Aufstand unter den Arbeitern an, bei dem mehrere Menschen getötet wurden. Darunter auch die junge Königin Tiffin Wrynn, die für Bezahlung der Steinmetzen gekämpft hatte. Wie zu erwarten wurden VanCleef und viele weitere Handwerker aus Sturmwind verbannt. Diese Gruppe von Abtrünnigen sollte die Grundlage für die sogenannte Defias-Bruderschaft werden.
Die Defias-Bruderschaft
Neben seiner Karriere als Steinmetz und Architekt hatte VanCleef bei der Geheimeinheit SI:7 gelernt, sozusagen dem FBI von Sturmwind. Diese Fähigkeiten vermittelte er nun den Handwerkern, damit sie in der Wildnis überleben konnten und dafür gerüstet waren, Reisende zu überfallen. Neben einfachen Wanderern gehörten aber auch Höfe rund um Sturmwind zu den Zielen der Gruppe. Die Waren und Vorräte, die für Sturmwind bestimmt waren, erreichten somit niemals ihr Ziel.
Mit dem geraubten Gold heuerte VanCleef weitere Söldner an und vergrößerte so seine Bande. Immer wieder wurden einige seiner Männer geschnappt. Doch auch das nutzte VanCleef, indem er ihnen den Auftrag gab, eine Revolution im Inneren Sturmwinds anzuzetteln. Als Hauptquartier wurden die Todesminen, ehemals Zentrum der menschlichen Goldproduktion, ausgewählt.
Weitere Söldner, Banditen und Abtrünnige schlossen sich VanCleef an. Dazu wurden die Goblins aus Westfall gefangengenommen. VanCleefs Bande wuchs zur Defias-Bruderschaft. Als deren Oberhaupt hat er die Todesminen für über zwei Jahrzehnte nicht verlassen. Dort beschäftigte er sich mit der Rekonstruktion einer Kriegsmaschine aus dem Ersten Krieg.
Ein Leben nach World of Warcraft?
Wie bereits zu Beginn erwähnt, findet das Leben von VanCleef dann durch den Spieler ein vorzeitiges Ende. Doch ganz verschwindet er nicht von der Blizzard-Bildfläche. Hearthstone-Fans läuft er zum Beispiel als legendärer Minion der Classic-Edition über den Weg und in der Fangemeinde von Heroes of the Storm kommt immer wieder das Verlangen nach VanCleef als spielbarem Helden auf.
Viel Aufsehen, jedenfalls im deutschsprachigen Raum, erregte der Charakter VanCleef auch durch seinen Auftritt im WoW-Hörspiel Allimania von Steve “Stevinho” Krömer. Als Antagonist unter dem Namen “Cliff” eingeführt, avanciert er mit der Zeit zu einem ständigen Mitglied der namensgebenden Gilde Allimania. Gesprochen wird er übrigens von Bastian „Drunken“ Theege, Ex-Co-Moderator in der WoW-Nacht.
VanCleef ist also nicht nur ein einfacher Vagabund, den es für Loot und Ehre umzuhauen gilt. Mit diesem Wissen in der Hinterhand überlegt es sich der gemeine WoW-Spieler vielleicht zweimal, ob er da eigentlich den richtigen Kopf von den Schultern haut. Verflucht seist du, Adel von Sturmwind!
Wenn es irgendwo etwas zu looten gibt, kann Louis nicht weit sein. Dementsprechend verbringt er auch viel Zeit in Spielen wie Borderlands oder Skyrim. Wenn Skags und Drachen ausgerottet sind, schreibt er Artikel und steht auch immer wieder gerne vor und hinter der Kamera.