Brauchen wir eine Witcher-Netflix-Serie?

Netflix hat angekündigt, die Geschichte des Witchers Geralt zu verfilmen. Aber wie viel Jubel ist hier wirklich angebracht?

Letzte Woche hat Netflix angekündigt, man werde die Bücher von Andrzej Sapkowski auf unsere Bildschirme bringen. Falls ihr mit diesem Namen nicht viel anfangen könnt, so wird euch der Name seines Hauptcharakters sicher mehr sagen: Geralt of Rivia.

Der Jubel war groß. Verständlich. Immerhin wird damit eine der meistgefeierten Fantasy-Geschichten der letzten Jahre als Serie umgesetzt. Sowohl die Bücher des polnischen Autors als auch die Spiele von CD Project Red haben Kult-Status. Letztere haben nicht ohne Grund zig Preise abgeräumt.

Klingt doch super, oder?

Alles in allem klingt das so, als würde Netflix auf das richtige Pferd setzen. Man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, dass sie es mit dem alljährlichen Emmy-Abräumer Game of Thrones von HBO aufnehmen könnten. Insbesondere, wenn das Ergebnis mit dem Ursprungsmaterial mithalten kann.

Und trotzdem kommt bei mir keine wirkliche Freude auf.

Warum? Weil ich es satt habe. Diese Unkreativität und dieses ständige Setzen auf jene Vierbeiner, von denen ohnehin schon jeder weiß, dass sie nicht verlieren können. Sei es Game of Thrones oder die nächste Buchverfilmung eines Peter Jackson.

Böse Zungen besetzen Roach schon mit Sarah Jessica Parker.

Natürlich: Für die Produzenten ist das eine relativ sichere Sache. Die Produktion eines Films oder einer Serie verschlingt Millionen an Dollars. Bei der Serie erhöht sich das Risiko noch zusätzlich, da man von einer derartigen Langzeitverpflichtung nicht sicher sagen kann, ob sie rentabel sein wird. Bereits bewährtes Material senkt das Risiko eines finanziellen Rückschlags. Zumindest sofern kein kompletter Müll daraus hervorgeht und man die Vorlage nicht mit Füßen tritt.

Und auch für jene, die die Geschichte von Geralt erleben wollen, ohne knappe 150 Stunden in das Spiel zu investieren – nur am dritten Teil gerechnet – oder die ganze Buchreihe zu lesen, birgt eine Serie Potential.

Aufkochen mal vier

Ob dieses Potential wirklich umgesetzt wird, bleibt natürlich abzuwarten. Und noch eine andere Frage stellt sich: Muss Netflix wirklich eine Geschichte umsetzen, die es nicht nur schon als Buchreihe gibt, sondern auch als Videospiele, Comics und als Brettspiel? Gibt es ernsthaft keine Leute da draußen, die eine gleich geile Story als Drehbuch aufs Papier bringen können? Niemanden?

Anscheinend, denn deshalb muss man doch wieder zurückgehen zu den Kollegen Martin, Sapkowsky, Pullman, Tolkien, Lewis und wie sie nicht alle heißen und deren Geschichten verstümmeln, damit sie irgendwie in einen Film oder eine Serie passen. Statt Original-Content zu gestalten, der auch wirklich für das Medium geschrieben ist.

Aber ich kann mir die Seele aus dem Leib schreiben. Hier wird sich so schnell nichts ändern. Zumindest solange, bis sich nicht alle mal so richtig den Schädel eingerannt haben, weil sie eine Geschichte in den Sand gesetzt haben. Andererseits: Wenn wir auf die mehr als umstrittenen Produktionen eines Uwe Boll schauen oder auf die kläglichen Versuche, Prince of Persia und Assassin’s Creed für die Leinwand zu adaptieren, ist selbst das infrage zu stellen.

Deshalb kann ich in der Zwischenzeit nur dasitzen und hoffen, dass die Leute bei Netflix die Witcher-Reihe nicht in den Sand setzen. Dass sie ihrem Vorbild treu bleibt: Hart, düster und blutig, aber mit der richtigen Portion schwarzem Humor. Und dass sie Yennefer mit Eva Green besetzen.


Bildmaterial: © CD Project Red

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!