DLCs und Season Passes sind schon ein alter Hut. Und während die einen über den zusätzlichen Content jubeln, verdirbt er mir die Freude auf neue Spiele. Von Mike Spörk
Hype lass nach! Was bin ich heiß auf das neue Spider-Man Spiel für die PS4! Seit den ersten Gameplay-Szenen auf der E3 2017 stand für mich fest: Spider-Man wird am Releasetag gekauft.
Zumindest war das bis vor Kurzem noch so. Denn kürzlich hat PlayStation Europe den dreiteiligen Post-Launch-DLC The City that Never Sleeps beworben. Und das, obwohl das Hauptspiel noch nicht mal erschienen ist.
Geiselhaft?
Damit ist Sony nicht allein. Die Woche davor hat z.B. Bandai Namco angekündigt, dass die Soul Calibur-Kämpferin Tira als Day-One-DLC für den sechsten Teil der Serie erhältlich sein wird. Knapp zwei Monate vor Release des Spiels, bei dem bislang noch nicht mal die ganze Kämpferriege bekannt ist.
Für viele Spieler ist das kein Problem. DLCs sind ja nur „Bonus Content“. Das mag in einigen Fällen so sein, aber im Fall von Soul Calibur wird ein Charakter, der seit 2005 Teil der Serie ist, hinter eine Paywall gepackt. Wer die Lady mit der Hula-Hoop-Klinge seit Soul Calibur III als Main Charakter hatte, muss entweder bezahlen oder auf einen anderen Kämpfer umsatteln.
Lebensverlängernde Maßnahmen
Warum macht man so etwas? Die offensichtliche Antwort ist natürlich Geldgie… ahem.. Gewinnmaximierung. Verkäufe durch DLCs spülen noch einmal Geld in die Kassen der Publisher. Zusätzlich geht es aber auch um die Verlängerung des „Shelf Life“.
Auf diesen DLC muss man noch einige Zeit warten © Sony
Wenn der Hype um ein Spiel nach dem Release erst abgeflaut ist, wandert es gerne mal in die Grabbelkiste. Mit DLCs und Season Passes bleibt ein Titel aber länger relevant – und somit als Vollpreistitel in den Regalen der Händler. So kostet die Xbox One Version von Fortnite aktuell – über ein Jahr nach Release – immer noch 70 Euro, während die PS4-Version seit Monaten ausverkauft ist.
Heul doch!
Dass diese Praxis mittlerweile Gang und Gäbe ist, ändert nichts daran, dass es mir persönlich die Vorfreude auf neue Titel verdirbt. Warum sollte ich mir ein Spiel am Erscheinungstag kaufen, wenn ich schon vorher weiß, dass ich einen Teil der Gesamterfahrung erst nach und nach gegen einen weiteren Obolus bekomme?
Und mal ehrlich: Wie viele Spiele habt ihr nach dem Durchzocken nochmal rausgekramt um den DLC zu spielen? Ich kann solche Titel an einer Hand abzählen, denn oft habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits die Feinheiten der Steuerung vergessen und keine Lust mich da nochmal reinzufuchsen.
Spiel des Jahres
Möglichst lang im Voraus angekündigte Post-Launch-DLCs sollen das Geschäft ankurbeln. Bei mir erreichen sie genau das Gegenteil. Denn dadurch werden Spiele wie Spider-Man oder Soul Calibur VI von meiner Pflichtkauf-Liste gestrichen. Ich habe so lange auf diese Games gewartet, da kann ich auch noch länger warten.
Das Zauberwort heißt „Game Of The Year Edition“. Bei vielen AAA-Titeln erscheint ein bis zwei Jahre nach Veröffentlichung eine Sonder-Edition mit allen DLCs – eine weitere Maßnahme um ein Spiel relevant und in den Händlerregalen zu halten.
Wieso wird Tira nur weggesperrt? © Bandai Namco
Für mich als Multiplayer-Verweigerer ist das der perfekte Zeitpunkt um ein Spiel zu kaufen. Hier habe ich das Gefühl, tatsächlich ein „komplettes“ Produkt zu bekommen. Dass bei manchen Publishern eine GOTY-Edition aus 50% Downloadcodes besteht, ist ein anderes Thema.
Aber was, wenn es keine solche Version gibt und man vergeblich darauf wartet? Dann hat man zumindest eine Stange Geld gespart, denn so lange nach Release sind Spiele meist wesentlich günstiger zu haben.
Der Preis der Geduld
Natürlich ist das Warten auf Komplett-Editionen kein Allheilmittel. Zum Beispiel haben Fans von Multiplayer-Titeln diesen Luxus nicht und müssen für die aktuellsten Maps und Charaktere wohl oder übel in den sauren DLC-Apfel beißen.
Aber auch für Einzelspieler wie mich ergeben sich Nachteile. Da wäre zunächst die soziale Komponente. Wenn Gott und die Welt über ein neu erschienenes Spiel sprechen und ihr nicht mitreden könnt, stellt das auch den Geduldigsten auf eine harte Probe.
Das führt uns auch gleich zu Nachteil Nummer 2: potenzielle Spoiler! Es ist so gut wie unmöglich, der Berichterstattung über ein aktuelles Spiel zu entgehen. Und auch wenn man Artikel und Reviews ignoriert, wird man manchmal durch etwas Banales wie ein YouTube-Thumbnail, einen Let’s Play-Titel oder ein Twitter-Meme gespoilert.
Warten auf GotY
Wer damit leben kann, ist mit „Definitive“, „Complete“ oder „Game of the Year“-Editionen bestens beraten. Natürlich versuchen uns Publisher einzureden, dass wir das neueste Spiel JETZT SOFORT brauchen und am besten noch pre-ordern sollen. Logisch. Ist immerhin deren Business.
Die Wahrheit ist, dass es dutzende Games gibt, die wir stattdessen spielen könnten. Mal ehrlich, mit meinem Pile of Shame könnte ich den Eiffelturm im Maßstab 1:1 nachbauen. Also werde ich statt Spider-Man halt sowas wie die GOTY-Edition von The Witcher 3 spielen… soll ja angeblich ganz gut sein.
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Sven#1
Wenn ich für ein Spiel einen vollen Preis bezahle, erwarte ich auch, dass ich ein Spiel bekomme, das in sich abgeschlossen ist und keinen weiteren Kauf erfordert. Und das auch zu Release. Ein Add-on oder DLC kann das Spiel natürlich gern noch inhaltlich oder funktional erweitern, solange das für die Handlung des Hauptspiels nicht relevant ist.