Darksiders 3: Schade drum.

Darksiders III hätte ein tolles Spiel werden können. Wie seine Vorgänger. Wurde es aber nicht. (K)Eine Review. Von Florian Born.

[Anm.: Der Artikel hat am 6.12.18 ein Update bekommen.]

Es ist wirklich schade drum. Besser lässt es sich kaum sagen. Denn es ist ja nicht so, als käme Darksiders III aus einer Reihe ohnehin mieser Spiele. Dann hätte man zumindest schon vorhersagen können, dass auch der dritte Ableger ein Griff ins metaphorische Klo würde.  Nein, Teil 1 und 2 sind absolut solide, ja sogar gute Spiele.

Falls jemand nicht mit dem Darksiders-Universum vertraut ist, hier eine kleine Rückschau. Es geht darin um die vier Reiter der Apokalypse: Krieg, Tod, Wut und Hader. Sie sollen – frei nach der Offenbarung von Johannes – die Apokalypse auslösen, wenn sie den Befehl dazu bekommen, und damit die Erde endgültig den Bach runtergehen lassen.

Seinerzeit…

Überraschung! Genau das passiert. Nur ohne den Befehl. Und Krieg – der Hauptcharakter von Teil 1 – wird beschuldigt, das erste Siegel gebrochen zu haben. Die Apokalypse gehe also auf seine Kappe. In Teil 1 sollen wir seine Unschuld beweisen. Als er selbst. Teil 2 steckt uns dann ins Gewand des Sensenmanns höchstselbst. Als Tod zieht man aus, um die Apokalypse ungeschehen zu machen.

Fury tritt in die Fußstapfen von Krieg und Tod.

Die Geschichten der beiden Spiele finden ungefähr gleichzeitig statt und tragen uns eine Vermischung von germanischer, nordischer und judäo-christlicher Mythologie vor, gepaart mit einigen Elementen der Entwickler selbst. Alles in allem ein wunderbares Spielerlebnis, das die Herzen von Fantasy- und Mythologie-Nerds hat höher schlagen lassen. Zumindest hat meines das getan.

In Sachen Gameplay erinnerte Teil 1 – grob gesagt – an eine Mischung aus Devil May Cry und The Legend of Zelda. Darksiders II hat darauf aufgebaut und ein paar Rollenspiel-Elemente, mehr Freiheiten und eine offenere Welt hinzugefügt. Ich wiederhole: Beide waren gut. Sie waren keine Meisterwerke aber sehr, sehr unterhaltsam.


Heute…

Und dann kam Darksiders III. Sechs Jahre später und nicht mehr unter Vigil Games sondern unter Gunfire Games. Was dabei gleich als erstes ins Auge sticht, ist die Protagonistin: Fury. Während Krieg ein stoischer Krieger ist und Tod ein kluger Sensenmann, ist Furys hervorstechendste Eigenschaft, dass sie sich für nichts interessiert außer für sich.

Ich mache es kurz: Fury ist in meinen Augen ein zutiefst unsympathischer Charakter. Sie ist gerade am Anfang kalt, egoistisch und starrsinnig. Außerdem auch nicht besonders helle. Und als würde das nicht schon reichen, um einen absolut veralteten weiblichen Charakter zu erschaffen, hat man sich entschieden, ihr doch einmal Emotionen zu verpassen. Beim Tod ihres Pferds. Lara Croft lässt an dieser Stelle grüßen.

In der Geschichte bekommt sie aber kaum Tiefe…

Gerade um Fury ist es besonders schade. Sie hätte zu einem starken und nachvollziehbaren Charakter werden können. Im besten Fall sogar zu einer Art Role Model. Zum Teil eines “Trends”, den wir schon mit Aloy bei Horizon Zero Dawn, Kassandra in Assassin’s Creed Odyssey und Ciri aus The Witcher 3 erleben durften.

Die Enttäuschung zieht sich bei der Geschichte ein wenig fort. Im Grunde handelt es sich nur um eine Wiederholung von Darksiders I. Wir laufen über eine verwüstete Erde und kämpfen gegen Dämonen, Engel und alles, was die Mythologie sonst noch hergibt. Dabei jagen wir ein paar bestimmte Dämonen – diesmal die sieben Todsünden – um Kriegs Unschuld zu beweisen.

Technische Schwierigkeiten

Es kann natürlich sein, dass am Ende des Spiels große Wendungen und Enthüllungen auf mich gewartet hätten. Einziges Problem: Ich bin nie so weit gekommen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich ein schlechter Spieler wäre. Über die Jahre habe ich doch ein wenig Erfahrung in dieser Art Spiel gesammelt. Darksiders III ist einfach nicht gut programmiert.

Versteht mich nicht falsch. Das Gameplay würde durchaus Spaß machen. Es ist ein schlichtes System aus Combo-Angriffen mit mehreren Waffen und gut getimten Ausweich-Sprüngen. Erneut sehr ähnlich wie in Darksiders I. Die Ausweichsprünge sind aber die Krux des Systems. Die funktionieren nicht.

Taste drücken, einen perfekten Ausweichsprung vollführen und einen knackigen Konter anreihen. Klingt doch ganz einfach. Das Zeitfenster dafür ist aber so kurz, dass ich es nur mit Glück treffen konnte. Zu spät und ich werde getroffen. Zu früh und ich hüpfe einfach zur Seite. Danach kann ich entweder ganz normal attackieren oder der Gegner trifft mich trotzdem. Er wechselt nämlich einfach die Angriffsrichtung.

Der Kampf lässt zu wünschen übrig.

Versucht man, auf das Ausweichen zu verzichten, und stattdessen die Angriffe der Gegner mit schnell eigenen Attacken zu verhindern, führt das übrigens auch zu nichts. Sie treffen einen trotzdem. Wird man selbst im Angriff erwischt, ist die eigene Attacke aber sehr wohl zu Ende.

Und dann wäre da noch die Sache mit der furchtbaren Kamera, die in schmalen Bereichen nie das gesamte Kampfgeschehen zeigt. Oder Hindernisse. Weshalb ich mehr als einmal über eine Klippe ausgewichen bin. Oder in einen Fels hinein. Es gibt zwar die Möglichkeit, einen Feind anzuvisieren – so könnte man eine nervige Kamera ja austricksen – aber dafür muss er vor einem stehen. Was das Prinzip der Funktion etwas ad absurdum führt, wenn ihr mich fragt.

Ein Patch?

An dieser Stelle: Vor ein paar Stunden hat Gunfire Games einen Patch veröffentlicht, der zumindest einen meiner Kritikpunkte beheben soll: Das kurze Zeitfenster zum Ausweichen. Selbstverständlich werde ich mich also nochmal an das Spiel setzen und ihm eine weitere Chance geben. Wenn sie sich etwas an meiner Meinung ändert, könnt ihr es als Update dieses Artikels lesen. [Anm.: Nach einem ersten schnellen Blick ist es jedenfalls eine positive Entwicklung.]

Die Sache ist ja die: Ich möchte Fury, ihrer Geschichte und einer eigentlich guten Reihe gerne mehr Zeit widmen. In dem Zustand des Spiels, den ich angespielt habe, kann ich mich dazu aber nicht überwinden. Leider. Deshalb ist das hier auch keine Review, denn dafür hätte ich mehr vom Spiel erleben müssen. Das hat es mir selbst im leichtesten Schwierigkeitsgrad nicht möglich gemacht. Es ist… Ihr wisst schon: Schade drum.

**UPDATE**

Der erwähnte Patch 1.04 behebt tatsächlich einen meiner Hauptkritikpunkte an Darksiders 3: Die zu kurzen Zeitfenster, um einem Angriff auszuweichen. Allerdings bleiben die restlichen Probleme bestehen und auch im weiteren Verlauf des Spiels wird Fury nicht sympathischer…


Bebilderung © THQ Nordic

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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