Das sind die wirklichen Origins der Assassinen

Bald erscheint Assassin’s Creed Origins. Wir haben den Release zum Anlass genommen und zu den tatsächlichen Ursprüngen der Assassinen recherchiert.

Am 27. Oktober erscheint die neueste Installation der Assassin’s-Creed-Reihe. Aber das wusstet ihr wahrscheinlich schon. Ihr wusstet sicher auch schon, dass das Spiel quasi einen Relaunch der Reihe beschreibt und dass uns dabei neue Mechaniken im Ägypten zu Zeiten Kleopatras erwarten.

Auch der narrative Kernpunkt des Spiels kein Geheimnis. Schon der Name des neuen Spiels verrät ihn: Assassin’s Creed Origins. Es geht um die Ursprünge jener Bruderschaft der Assassinen, die im Universum von Ubisoft einen ewigen Kampf mit den Templern führen.

Wirklich?

Dass das nicht ganz korrekt ist, müsste eigentlich eh klar sein. Die Bruderschaft der Assassinen und auch der Templer-Orden sind heute kein Teil unserer Welt mehr. Und noch weniger führen sie einen Kampf im Untergrund um irgendwelche Artefakte einer Vorgänger-Rasse. Außer die Aluhutträger haben doch recht…

Ergo: Der Ursprung der Assassinen in Ägypten um das Jahr Null herum klingt im Universum von Ubisoft zwar nach einer tollen Geschichte, hat aber genauso wenig mit der Realität zu tun, wie der Rest der Spiele-Reihe. [Anm.: Wir wollen Ubisoft damit nicht unterstellen, dass ihre Werke nicht vor historischer Genauigkeit an anderer Stelle strotzen oder den Rechercheaufwand der Spiele unter den Tisch kehren.]

Gut. Wäre das aus der Welt geschafft. Das führt uns zu einer ganz anderen Frage: Was sind eigentlich die tatsächlichen Ursprünge der Assassinen?

Ein wenig Kontext

Lasst uns dazu eine Reise in den Nahen Osten des 11. Jahrhunderts machen. Das war eine Zeit, die nicht gerade von politischer oder religiöser Stabilität geprägt war. Jeder führte irgendwie Krieg mit jedem und der Islam verbrachte damals viel Zeit damit, darüber zu debattieren, wer denn eigentlich der tatsächliche Nachfolger des Propheten Mohammed sei.

Das führte schon kurz nach dem Beginn der Religion zu der Spaltung des Islam in Sunniten und Schiiten. Die Sunniten sind die dabei weit größere Gruppe. Die Schiiten waren eher so etwas wie die Underdogs, die sich verdrängt fühlten, obwohl sie doch die “Wahrheit” kannten.

Die reale Geschichte spielt sogar tatsächlich in Ägypten. Zum Teil. Und zu einer anderen Zeit.

Innerhalb der Gruppe der Schiiten gab es dann nochmals Spaltungen, weil ihr rechtmäßiger Nachfolger Mohammeds auf einmal ohne einen Erben dastand. Und hier wird es für uns interessant. Der Großteil der Schiiten meinte hier nun, dass es sehrwohl einen Erben gab, dass der sich aber einfach noch nicht gezeigt habe. Da dieser der zwölfte Imam (Anm: Religiöses Oberhaupt der Schiiten) sei, bezeichnet sich diese Gruppe als Zwölfer-Schiiten.

Neben denen gibt es aber noch eine zweite Gruppe, die wiederum eine andere Erblinie verfolgt: Die Ismailiten.

Zu den Assassinen

Die Ismailiten arbeiteten eher im Untergrund und führten ein gewaltiges missionarisches Netzwerk, das den gesamten islamischen Raum unterwanderte. Einer ihrer Missionare traf dabei auf einen jungen Mann namens Hasan e-Sabbâh. Richtig gedacht: Der wird noch wichtig.

Der junge Hasan wuchs als Sohn einer Schiiten-Familie auf und war von den Wissenschaften angezogen. Dadurch traf er auf jenen ismailitischen Missionar, der ihn seiner Gruppierung zuführte. Mit Erfolg.

Der eigentliche Gründer war kein so guter Kämpfer. Glauben wir zumindest.

Hasan wurde selbst Missionar und begann dann zunächst in Isfahan und anderen Städten zu werben. Zwischendurch verbrachte er Zeit unter dem “wahren” Kalifen in Kairo. Seine Reisen führten ihn schließlich in den nördlichen Iran: nach Alamut.

Assassin’s Creed-Spieler werden hier nun genau hinhören, denn auch Altaïr Ibn-La’Ahad findet sich im Laufe des ersten Titels in Alamut ein. Hier in Alamut führte Hasan-e Sabbâh seinen ersten großen Coups durch. Er schleuste sich unentdeckt ein und gemeinsam mit einigen anderen Ismailiten übernahm er die Burg. Der Grundstein für die historischen Assassinen war gelegt.

Und dann?

Der Name “Assassine” ist dabei übrigens nie gefallen. Zumindest nicht von ihnen selbst. Die Kreuzfahrer waren es, die sie so bezeichnet haben. Ihre politische Relevanz war aber nicht von der Hand zu weisen. Genauso wenig wie ihre Radikalität.

Rund um die Burg Alamut errichteten sie ein Reich aus etwa zehn Burgen, von wo aus sie ihre politisch getriebenen Morde planten. Nicht mit versteckten Klingen, aber mit Dolchen. Und mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ihre Attentäter jederzeit dabei sterben könnten. Alles mit dem Ziel, ihren “wahren” Glauben unter den Sunniten und anderen Schiiten salonfähig zu machen.

Zählt der auch nur als einer?

Dieses Reich fand seinen Untergang Mitte des 13. Jahrhunderts. Zumindest politisch gesehen. Der Begriff Assassine besteht bis heute und ist gleichbedeutend mit Attentäter oder Meuchelmörder geworden. Zumindest bis Ubisoft ihm eine neue/alte Bedeutung gegeben hat. Und neuen Kontext.

Zusammenfassend: Keine Vorgänger-Rasse, keine Edensplitter und auch kein Netzwerk, das bis heute Bestand hat. Stattdessen waren die Assassinen eine radikale islamische Splittergruppe mit ein paar Burgen und einem Hang zu politisch motivierten Attentaten.

Was Ubisofts Version im Alten Ägypten betrifft, freuen wir uns jetzt schonmal darauf, die Aussicht von den Pyramiden von Gizeh zu genießen und vielleicht mit Kleopatra und Caesar zu reden. Auch wenn die Geschichte vielleicht etwas Anderes geschrieben hat.


Bebilderung © Ubisoft

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!