Riesige Schlachten, 90 spielbare Charaktere, Killcounts im 1000er-Bereich und eine große offene Spielwelt. Dynasty Warriors 9 klingt nach Superlativen. Und das ist das Problem.
Falls jemand das Spielprinzip der Dynasty Warriors-Serie nicht kennt: Ihr spielt einen von X mehr oder weniger historisch akkuraten chinesischen Offizieren aus der Zeit der drei Reiche und kloppt euch mit ihm durch mehrere tausend feindliche Soldaten, um letzten Endes den Sieg nach Hause zu tragen.
Mehr ist nicht dran an der Serie und auch der neunte Ableger ändert an diesem Fundament nichts. 90 spielbare Offiziere erleben ihre eigene Geschichte in der gewaltigen offenen Karte Chinas. Und in diesem Satz liegt auch schon das große Problem von Dynasty Warriors 9.
Viel los hier.
Wenn man so vielen Charakteren eine eigene Geschichte geben möchte und dann noch eine offene Spielwelt mit optionalen und verpflichtenden Schlachten sowie diversen Nebenaufgaben einführt, nimmt die Sache unüberschaubare Züge an. Zum Zeitpunkt dieser Review habe ich etwa 20 Stunden in das Spiel investiert und die Geschichte keines einzigen Charakters zu Ende gebracht. Ausprobiert habe ich drei.
Selbst zu Fall gebracht
Damit stellt sich Koei Tecmo in meinen Augen selbst ein Bein. Sie geben uns zwar mehr Inhalt als je zuvor. Durch die Entscheidung zu einer offenen Spielwelt und Geschichten, die sich über Stunden hinziehen, nehmen sie uns dafür aber, was Dynasty Warriors so interessant gemacht hat: Den Reiz, immer neue Charaktere auszuprobieren.
In früheren Titeln hat es mich immer in den Fingern gejuckt, neue Offiziere und Helden freizuschalten und sie gegen meine unzähligen Feinde zu testen. Einige haben mir keinen Spaß gemacht. Andere mochte ich dafür umso lieber, sodass ich ihre Geschichte sogar mehrfach gespielt habe.
Auch Frauen dürfen schnetzeln.
Würde ich das mit dem neunten Ableger der Reihe versuchen, säße ich wahrscheinlich eine Woche an einem Charakter. Die ellenlangen Dialoge zwischen den Offizieren helfen der Geschwindigkeit auch nicht wirklich. Insbesondere weil die Darstellung des Gesprächs so wirkt, als hätte sie schon zehn Jahre am Buckel.
Die gute Seite
Auf der anderen Seite macht Dynasty Warriors 9 aber auch sehr vieles richtig. Unter anderem schafft es das Spiel tatsächlich, seine komplexe Geschichte darzustellen. Waren die Hintergründe der Rebellion der gelben Turbane oder zur Herrschaft von Dong Zhuo in früheren Teilen noch völlig schleierhaft, ergibt das hier ziemlich viel Sinn.
Auch die Ambitionen und Motive der Charaktere sind durch die Bank nachvollziehbar. Das liegt vor allem an den vielen Dialog-Sequenzen.
So viele Dialoge :O
All das zusammengenommen führt dazu, dass Dynasty Warriors 9 eine logische und spannende Geschichte von der politischen Lage im China des zweiten und dritten Jahrhunderts erzählt. Historische Akkuratheit klammern wir an der Stelle natürlich aus.
Und daneben zeigt Dynasty Warriors 9 auch noch einen weitere Lichtstreif am Horizont: Sein Missionsdesign.
Zur Gestaltung der Schlachten
Wie allgemein bekannt sein sollte, muss man in Dynasty Warriors einige große Schlachten schlagen und sich so dem Sieg entgegen kämpfen. Früher auf begrenzten Schlachtfeldern, in Teil 9 in einer gewaltigen, offenen Spielwelt. Die ist zwar zu großen Teilen leer, die Entwickler nutzen sie aber auch zu ihrem Vorteil.
Einige Cut-Scenes sind ziemlich gut gemacht.
Es gibt in jedem Abschnitt der Geschichte eine zentrale Mission. Alle anderen sind quasi daran gekoppelt. Vor der Hauptschlacht gilt es also, Nachschublinien zu unterbrechen, Stützpunkte zu erobern oder wichtige feindliche Offiziere zu schwächen. Die zentrale Schlacht kann man dabei immer von Anfang an antreten.
Je mehr von diesen Begleit-Missionen man im Vorfeld aber erledigt, desto niedriger wird das Level der Kernmission. Es müssen nicht alle sein, aber ein paar sollte man machen, wenn man eine Chance haben will. Diese Missionen sind dabei übrigens nicht einfach nur zufällig da, sondern gliedern sich auch gut in die Geschichte ein.
Das Kampfdesign
Daneben bedient sich Dynasty Warriors 9 noch an anderen Stellen an Strategiespielen: Befinden sich Soldaten zum Beispiel in der Nähe eines Offiziers, werden sie automatisch zäher und stärker. Der Wirkungsradius hängt dabei vom Offizier ab und wird auf der Karte angezeigt.
Offiziere inspirieren ihre Soldaten.
Zusätzlich gibt es noch das Moral-System, das Dynasty Warriors schon länger begleitet. Kurz zusammengefasst: Fällt ein Offizier der eigenen Reihen, fällt die Moral der eigenen Armee und umgekehrt. Ist die Moral der Armee bei null, fliehen unsere Verbündeten. Die Moral des Feindes zu senken, ist deshalb eine Möglichkeit, die Schlacht für sich zu entscheiden. Ansonsten kann man sich auch mit den Heerführern anlegen.
Das im Blick zu behalten, ist übrigens ratsam und zwingt dazu, uns um den Hauptkampf zu kümmern und nicht fischen zu gehen. Ich habe tatsächlich schon deshalb Schlachten verloren.
Fazit
Es wirkt insgesamt so, als wüsste Dynasty Warriors 9 nicht, was es eigentlich sein will. Rollenspiel? Strategiespiel? Oder doch Hack’n’Slay? Letztlich macht es alles ein wenig, aber nichts davon wirklich überzeugend.
Es hat dabei viele gute Ansätze, steht sich aber selbst mehrfach im Weg. Entweder durch die schiere Masse, die einen vom unterhaltsamen Part abhält, oder durch viele Systeme, die einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Sperrige Dialog-Sequenzen und ein teils bockiges Kampfsystem sind nur ein Teil davon.
Und trotzdem ist das Gefühl großartig, wenn am Ende des Kapitels “4000” beim KO-Counter steht. Und dafür sind wir doch hier, oder?
Bebilderung © Koch Media
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