Einmal König sein – Adel in Videospielen

Was früher gang und gäbe war, ist jetzt eher die Ausnahme. Trotzdem existieren auch in heutiger Zeit Königshäuser. Natürlich hat der Adel auch seinen Weg in die Gaming-Welt gefunden. Von Louis Oelmann.

Als Spieler wird man oft in die Rolle des Normalos gesteckt, der sich nach und nach zum ruhmreichen Helden mausert. Nur selten darf man die Sicht der hochgeborenen Adeligen einnehmen. Die stecken stattdessen meist in der Rolle der Antagonisten. Mal muss man einen tyrannischen König stürzen, woanders tun die royalen Bösewichte alles daran, uns unser Leben einfach zu erschweren. Aber muss der Adel immer so böse sein? Das hängt ganz von uns ab.

Vorweg: Hier geht es nicht um schnöde Adelstitel. So finden Prinzessin Peach, King K. Rool oder Prinzessin Zelda keinen Platz in diesem Artikel. Immerhin sieht man sie eher selten ihren royalen Tätigkeiten nachgehen.

König/in im Tinder-Stil

Es mag selten sein, dennoch gibt es das ein oder andere Spiel, dass unser Blut blau werden lässt und unser Wohnzimmer in einen Thronsaal verwandelt. So zum Beispiel Reigns und dessen Nachfolger Reigns: Her Majesty. In den Spielen vom Entwicklerteam Nerial schlüpft man ihn die Rolle des Königs bzw. der Königin eines mittelalterlichen Reiches und trifft alle wichtigen Entscheidungen. Anders als heute, besaßen die Royals damals noch den Großteil der Macht und dienten nicht hauptsächlich als Repräsentanten.

Viele Optionen zum gründlichen Abwägen und zur tiefgründigen Recherche bleiben uns aber nicht während unserer Amtszeit. Stattdessen trifft man Entscheidungen im Tinder-Stil.  Zwei mögliche Wege: nach rechts oder nach links “swipen”. Am Mobilgerät funktioniert das natürlich am besten.

Regieren kann so einfach sein. Oder doch nicht? © Devolver Digital

Durch ausgewogene Entscheidungen sollen dann beispielsweise die königlichen Schatzkammern gefüllt oder die Armee verstärkt werden. Gleichzeitig wollen aber auch das Volk und die Kirche bespaßt werden. Das lässt sich nicht immer alles unter einen Hut bringen. Oft sind die Konsequenzen unseres Handelns kaum abzusehen. Da kann einem beim Entscheiden schon einmal der Schweiß auf der Stirn stehen. Immerhin spornt uns unser Gamersinn doch dazu an, alle Werte auf das Maximum zu treiben.

Mit viel Geschick schaffen wir es dann (hoffentlich) und verpassen dem angeknacksten Image des Adels einen positiveren Anstrich. Wem das Wohl der Untertanen aber gelinde gesagt am Gesäß vorbeigeht, der kann auch mit eiserner Faust regieren und sich als Tyrann beweisen. Ob das Volk das lange mitmacht?


Ich übernehme dann mal

Schwierigen Entscheidungen steht man auch in Fable 3 der Lionhead Studios gegenüber. Anders als bei Reigns und seinem Nachfolger ist aber nicht das ganze Spiel auf das Regieren ausgelegt. Stattdessen besteht der Großteil der Kampagne aus dem Weg dahin. Als Zweiter oder Zweite der royalen Erbfolge setzt man als Spieler alles daran den älteren Bruder Logan vom Thron zu stoßen. Nicht aus bloßem Neid natürlich. Logan wurde nach und nach zum Tyrannen, wir haben also guten Grund, gegen ihn anzugehen. Ist dieses Ziel durch eine Revolution erreicht, nimmt man selbst den Platz des gütigen Herrschers ein.

Nur ist das gar nicht so einfach. Es wollen einige harte Entscheidungen getroffen werden. Nicht immer geht man mit reinem Gewissen ins Bett. Wie auch Reigns stellt Fable 3 die Probleme eines Herrschers dar. Zwei Parteien, beide doch irgendwie im Recht und trotzdem muss man einer den Laufpass geben. Positives an einer Stelle kommt oftmals zusammen mit Negativem an einer anderen. Ein ewiger Teufelskreis, den man bedenken sollte, bevor man die Entscheidungen des Adels grundsätzlich infrage stellt.

How to make a Princess

An anderer Stelle fungiert man auch als Berater. In Princess Maker vom japanischen Studio GAINAX schlüpft man in die Rolle einer Aufsichts- und Erziehungsperson und trifft Entscheidungen für seinen Schützling. Zwischen dem zehnten und 18. Lebensjahr plant man Woche für Woche Aktivitäten und sammelt Punkte in verschiedenen Statistiken. Je nachdem, wie man sich dabei anstellt, winkt am Ende des Spieles ein anderer Beruf. Hat man alles richtig gemacht, darf man sich zum Beispiel des Titels einer königlichen Prinzessin rühmen.

Ein etwas seltsames Ende, wird man doch normalerweise in den Adel hineingeboren. Wie schön wäre es, wenn man solch einen Titel durch harte Arbeit und die richtigen Entscheidungen erringen könnte? Stattdessen wird es ein paar Wenigen in die Wiege gelegt, damals wie heute.

Princess Maker ist erneut ein Spiel, dass vor allem auf den eigenen Entscheidungen aufbaut. Diesmal aber nicht aus royaler Position, sondern als Berater, der den Weg zum Adel ebnen kann.

Alles in allem lässt sich eindeutig feststellen, dass das Regieren kein Zuckerschlecken ist. Das lang ersehnte Adelsdasein ist alles andere als ein „Ich-darf-alles-machen-was-ich-will“. Vielmehr zeigen uns Games, wie das Leben als König wirklich sein kann. Voller schwieriger Entscheidungen und unangenehmer Konsequenzen.


Titelbild © Microsoft Studios

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Autor/Autorin

Louis Oelmann

Wenn es irgendwo etwas zu looten gibt, kann Louis nicht weit sein. Dementsprechend verbringt er auch viel Zeit in Spielen wie Borderlands oder Skyrim. Wenn Skags und Drachen ausgerottet sind, schreibt er Artikel und steht auch immer wieder gerne vor und hinter der Kamera.

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