Der Epic Games Store will es mit Steam aufnehmen. Wir schauen uns an, ob der Konkurrent für Otto-Normal-Spieler interessant werden könnte. Von Florian Born
Seit langem ist Steam der dominierende Online-Store für PC-Spiele. So dominierend sogar, dass man sich über solche Aussagen nicht wundern muss [Anm.: Quelle: Kommentar auf YouTube]:
“I dont play games that arent managable through Steam, simple as that. (sic!)”
Durch sein Quasi-Monopol wurde Steam – und auch diese Aussage findet sich gerne in der Diskussion – veraltet. Aber warum sollte Valve auch große Veränderung durchbringen, wenn die Leute ohnehin alle bei einem sind. Die bisherige Konkurrenz war auch wirklich überschaubar. Zumindest wir sind bisher noch niemandem begegnet, der sagte, Origin oder der Ubisoft-Store wären großartige Alternativen.
Und auch allgemeinere Stores können bei weitem nicht mit Steam mithalten. Humble vertreibt quasi nur Steam-Codes und das Hauptproblem von Good Old Games verbirgt sich schon im Namen. Sehr viel Spiele haben schon einige Jahre am Buckel und neue Titel sind eher Mangelware (außer die hauseigenen Veröffentlichungen von Betreiber CD Projekt Red).
Der wahrscheinlich größte Mitspieler am Markt um PC-Spiele findet sich in China. Durch die rigorose Zensur westlicher Inhalte in dem Milliarden-Markt, kommen Chinesen natürlich nicht mit Steam in Kontakt. Der wahrscheinlich größte Player dort ist Tencent Games.
Steams Oberfläche hat sich seit Jahren nicht stark verändert
Ja, Steam bräuchte dringend direkte Konkurrenz. Eine Konkurrenz, die nun vielleicht ihre virtuellen Pforten geöffnet hat: Der Epic Games Store. Beim Namen handelt es sich nicht um die größte Übertreibung der letzten Jahre, sondern um jenen des Betreibers: Epic Games.
Die Tencent-Tochter – man erinnere an sich an den Absatz über den chinesischen Markt – will sich direkt gegen Platzhirsch Steam stellen. Aber inwiefern kann der Newcomer mit dem Giganten mithalten? Und welche Vorteile haben User?
Ein Überblick
Der bisher größte Unterschied zwischen den beiden ist die Auswahl der Spiele. Während Steam Spiele mittlerweile ja gar nicht mehr kuratiert, will Epic Games gerade hier einen Vorteil herausarbeiten. In der Anfangsphase finden sich deshalb auch nur wenige Spiele auf der Plattform ein. Mit nächstem Jahr wird der Store zwar mehr Spiele zulassen, aber auch dann will man weiter kuratierten. Entwickler werden überprüft, bevor sie ihre Spiele in den Store stellen können. Hierbei ginge es vor allem um technische und qualitative Aspekte.
Damit allein kann man bestimmt keine Leute in den Store locken, weshalb der Epic Games Store, allen Usern ein kostenloses Spiel alle zwei Wochen verspricht. Das erste (erhältlich ab 14. 12.) ist Subnautica, danach folgt Super Meat Boy.
Der wahrscheinlich wichtigste Punkt, wenn man über den Epic Games Store spricht, ist allerdings, dass ihn schon jetzt 200 Mio. Leute weltweit verwenden (Stand Nov. 2018). Wegen Fortnite. Der Battle Royale-Hit läuft über den Epic Games Launcher, der nun eben auch den Store beinhalten wird. Wenn so viele Leute die Software ohnehin installiert haben, kann es durchaus sein, dass sie auch direkt dort Spiele beziehen werden.
Wo sind die Spiele?
Aber rein aus Faulheit kauft noch niemand ein. Zumindest nicht auf lange Sicht. Und schließlich werden nicht alle auf einmal ihre rappelvollen Steam-Bibliotheken zurücklassen, um sich bei Epic Games eine neue aufzubauen. Es müssen hochwertige Angebote im Epic Games Store landen, wenn er eine Chance gegen den langjährigen Branchenriesen haben will.
Der Epic Games Store wirkt wesentlich aufgeräumter und moderner als der Platzhirsch
Dafür hat Epic Games bereits eine Strategie. Die Konditionen des Newcomers sind für Entwickler wesentlich besser als jene bei Steam. Zum Vergleich:
Steam schneidet bei jedem verkauften Spiel 30 Prozent des Umsatzes mit. Diese Zahl wird zwar geringer, je mehr Titel verkauft werden, gerade für mittlere und kleinere Studios ist sie aber dennoch saftig. [Anm.: Genau diese 30 Prozent haben auch dafür gesorgt, dass große Publisher mittlerweile eigene Launcher und Stores betreiben.]
Epic Games auf der anderen Seite will nur 12 Prozent. Also weniger als die Hälfte. Für Nutzer der Unreal Engine 4 gibt es sogar noch einen weiteren Bonus. Die Kosten für diese übernimmt Epic Games – also der Betreiber der Engine – vollständig, wenn das Spiel im Epic Games Store landet. Zu diesen Spielen gehören aktuell unter anderem Darksiders 3, Dead Island 2, Eve Valkyrie, Hellblade, PUBG, Rime und viele weitere. [Anm.: Die Unreal Engine ist grundlegend immer kostenlos, allerdings müssen die User 5 Prozent ihres Umsatzes an Epic abtreten, wenn ein Produkt 3.000 US-Dollar Umsatz pro Quartal überschreitet.]
Hinzu kommt, dass Epic Games den Entwicklern mehr Freiheiten zur Verfügung stellt. Die Gestaltung der Store-Seite obliegt ihnen. Außerdem wird dort keine Werbung geschalten und sie können die Daten der User verwerten. Zumindest, wenn die dem zustimmen.
Die Kombination dieser beiden Punkte könnte den Erfolg des Epic Games Store ermöglichen. Die Entwickler würden von dem Bestand an Spielern angezogen, gepaart mit den guten Konditionen. Die Spieler auf der anderen Seite verwenden den Launcher entweder ohnehin schon oder könnten durch die Entwickler und deren Spiele kommen.
Als weiterer positiver Faktor für den Epic Games Store spielt die oben erwähnte Unzufriedenheit mit Steam hinein. Der Platzhirsch ist veraltet und der Epic Games Store könnte durch schönere Oberflächen und bessere Nutzungsfreundlichkeit punkten. Auch das kürzliche Interface Update von Steam hinkt gerade in Sachen Präsentation ein Stück hinter dem jüngeren Konkurrenten hinterher
Nicht alles positiv
Die ersten Negativpunkte des Epic Games Store bleiben aber nicht verborgen. Unter anderem zögern schon jetzt einige User, da Epic Games eine Tochter des chinesischen Konzerns Tencent ist. Der hat Anteile an einigen großen Publishern und stand zuletzt in der Kritik wegen der Beteiligung an Diablo Immortal.
Außerdem stünde es Entwicklern laut Epic Games-CEO Tim Sweeney frei, User-Reviews für Spiele auf den jeweiligen Shop-Seiten zu aktivieren. Das könnte dazu führen, dass die Qualität der Spiele schwerer herauszufinden ist. Für Entwickler könnte es allerdings wieder interessant sein, da so Review Bombing verhindert werden kann.
Auch stellt sich die Frage, ob sich Entwickler eines Tages zwischen Steam und Epic Games Store entscheiden müssen. Gleiches gilt für die Kompatibilität zwischen den beiden Plattformen. Können Spieler beider Seiten in Online-Titeln zusammenspielen?
Trotz all der Unsicherheit ist klar, dass der Epic Games Store für User in jedem Fall vorteilhaft sein wird. Entweder bekommen wir eine bessere Alternative zu Steam oder der Platzhirsch wird endlich dazu gezwungen, veraltete Funktionen zu verbessern. Das wäre mit der Zeit auch bitter nötig.
Bildmaterial © Epic/Valve
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