Ihr wollt mit Ifrit Feuer spucken oder euren Gegner mit Zidanes Spezialattacke zermürben, habt aber keine Playstation zur Hand? Final Fantasy existiert nun auch offline und wir haben es ausprobiert.
Wer kennt das nicht? Sand zwischen den Zehen, die Wellen glucksen leise an den Strand und ihr seid wunschlos glücklich. Außer, dass ihr gerade nichts lieber tätet, als mit euren Guardian Forces ein paar Morbole zu jagen. In Japan war dies schon vor sieben Jahren möglich. Letzten Herbst ist das Final Fantasy Trading Card Game auch in Europa durchgestartet.
Vertrieben wird das ganze von Asmodee. Bisher sind zwei Editionen erschienen. Opus I enthält 186 normale und 216 Foil-Premium-Karten – also Karten mit einer schillernden Beschichtung. Opus II wartet mit jeweils 148 normalen bzw. Premiumkarten auf. Diese können entweder als Boosterpacks zu je 13, oder als vorgefertigte Starterdecks zu jeweils 50 Karten erworben werden. Zwei dieser Decks hat uns Square Enix zur Verfügung gestellt, um ein wenig in die Offline-Variante von Final Fantasy hineinzuschnuppern.
Was da so alles drin ist.
Starterdecks kommen jeweils mit einem gefalteten Spielfeld und einem Regelwerk. Die Karten wirken qualitativ hochwertig. Im Format gleichen sie jenen von Genreplatzhirsch Magic: The Gathering. Der Kartenrücken ist jedoch extra beschichtet. Dadurch werden die Karten etwas robuster und lassen sich auch leichter mischen. Ein Mittelweg zwischen Magic und jenen Plastikkarten, wie sie im professionellen Poker eingesetzt werden.
Ästhetisch orientiert sich das Design der Vorderseite eindeutig an den modernen Final Fantasy-Spielen. Jedoch ändert sich der Artstyle der Charakterbilder mit deren Ursprung. Figuren aus älteren Spielen, wie etwa Final Fantasy III, sind zumeist in offiziellem, comicähnlichem Stil dargestellt. Gleichermaßen wird etwa die legendäre Guardian Force Ifrit im Look von Final Fantasy VIII präsentiert. Aber schon bei den Helden aus Final Fantasy IX kommen auch Ingame-Szenen zur Verwendung.
Hands-On – Wie spielt sich das FFTCG?
Erstaunlich kurzweilig. Zunächst sei allerdings noch erwähnt, dass wir uns keineswegs eines repräsentativen Urteils anmaßen. Die beiden vorgefertigten Decks zeigen lediglich einen kleinen Ausschnitt des (vermuteten) Potenzials. Welche taktischen Finessen die beiden ersten Editionen zulassen würden, können in unserer Stichprobe nur erahnt werden.
Das Spielprinzip ist simpel und auf Tempo ausgelegt. Die erste Partie zwischen dem Type-0-Deck und dem IX-Deck war nach wenigen Minuten zu Ende. Beide Decks bieten die Möglichkeit über einen bestimmten Kartentyp zum Erfolg zu kommen. Charaktere aus Final Fantasy Type-0 unterstützen andere Karten derselben Herkunft. Ebenso innerhalb des Final Fantasy IX Universums.
Zum einen verstärken sich die verwandten Karten. So können etwa Hitpoints eines Stürmers des gleichen Typs erhöht werden. Zum anderen helfen Karten eines bestimmten Typs mehr von ihresgleichen ins Spiel zu bringen. Effekte von typunabhängigen Beschwörungen und Fertigkeiten sind zumeist weniger stark, spielen aber trotzdem eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Spielfelds.
Gespielt werden sämtliche Karten durch das Bezahlen ihrer Spruchkosten mit sogenannten Crystal Points (CP) – vergleichbar mit dem Mana aus Magic: The Gathering. Das muss aber nicht mühsam über einen eigenen Kartentyp aufgebaut werden. Jede Karte kann CP generieren. Befindet sie sich im Spiel, wird sie “dull” – Magicspielern als “Tappen” bekannt. Als Beschleunigung kann ein Spieler aber eine Karte aus seiner Hand abwerfen. Dies generiert sogar die doppelte Menge CP.
Ein Zug ist in einer weiteren Analogie zu Magic in mehrere Phasen eingeteilt. “Dulle” Karten werden zunächst wieder “aktiviert”. Anschließend zieht der Spieler zwei Karten. So gewährleistet Final Fantasy ständige Aktionsbereitschaft. Infolge kann der Spieler in seiner ersten Hauptphase Karten spielen, ehe es im Anschluss zum Kampf kommt. Durch das “dull werden lassen” einer sogenannten Stürmer-Karte signalisiert man dem Gegenüber einen Angriff.
Als Verteidiger stellt sich nun die Frage, ob die Angreifer mit eigenen aktiven Stürmern geblockt werden sollen. Ihre Schadens- bzw. Verteidigungspunkte entscheiden dabei, welche Karte überlebt. Überschüssiger Schaden verpufft. Nur wenn ein Stürmer ungehindert attackiert, kann er dem Spieler selbst einen Schadenspunkt zufügen. Dieser wird in einem eigenen Teil des Spielfelds durch das Aufdecken der obersten Karte des Deckstapels angezeigt. Sieben solcher Treffer und das Spiel ist verloren.
Element of Surprise
Die so aufgedeckten Karten stehen zunächst nicht mehr zur Verfügung. Es gibt jedoch diverse Fähigkeiten, die Karten aus allen Regionen des Spielfelds wieder in das Geschehen miteinbeziehen. Eine Besonderheit ist darüber hinaus die Eigenschaft “EX Burst”. Wird eine “EX-Burst”-Karte zum Zählen eines Schadenspunktes aufgedeckt, darf der attackierte Spieler den dazugehörigen Effekt sofort und ungehindert auslösen.
Darüberhinaus können auch unterschiedlichste “Beschwörungen” und Fähigkeiten gezaubert und aktiviert werden. Auf jede Aktion kann der Gegenspieler theoretisch reagieren oder diese sogar kontern. Angreifer und Blocker müssen stets mit Überraschungen rechnen. Jedoch wollen die Karten mit Vorsicht und sparsam eingesetzt sein. Spruchkosten bezahlen sich leicht, was dazu verleitet, sein Pulver früh zu verschießen.
Zu einem tatsächlichen Lategame kam es in unserem Fall nicht. Als Fan der Spieleserie will man seine Lieblingsfiguren möglichst schnell in Aktion sehen. Mit etwas Kartenglück reichen dann wenige Züge, um die Verteidigung des Gegners zu brechen. Alle Hauptcharaktere besitzen mächtige Fähigkeiten, die einen großen Vorteil im Spiel bringen, sobald sie zur vollen Entfaltung kommen. Lange taktische Matches scheinen aber jedenfalls möglich.
Mini-Fazit
Damit ist das Final Fantasy Trading Card Game der ideale Zwischendurchspaß. Ein paar schnelle Matches im Zug oder in der Mittagspause gehen sich immer aus. Wer lange taktische Schlachten erwartet, könnte eventuell enttäuscht sein. Wenngleich wir noch einmal einräumen müssen, dass die beiden Starterdecks als Testsample nur einen begrenzten Spielraum bieten.
Wer seiner Kreativität bei der Gestaltung eines Decks freien Lauf lassen will, muss in Booster-Packs investieren. Diese enthalten zwölf Karten der jeweiligen Edition. Auf der offiziellen Seite wird ein “Recommended Retail Price” von 3,70 Britischen Pfund angedacht. Das sind gegenwärtig etwas über 4,10€ und somit ein stolzer Preis für den Sammelspaß.
Das schien die Käufer jedoch nicht abzuschrecken. Mittlerweile sind alleine in Japan mehrere Millionen dieser Booster über die Ladentheke gewandert. Der große Vorteil gegenüber Konkurrent Magic: The Gathering liegt eindeutig im Wiedererkennungswert der Motive. Wir alle hoffen, den Held unseres Lieblingsteils von Final Fantasy aus der Packung zu ziehen.
Die Neugier hat uns in der Redaktion jedenfalls gepackt. Die eine oder andere Partie steht mit Sicherheit noch an. Vielleicht bekommen wir in Zukunft auch noch die Chance, tiefer in die Welt des Final Fantasy Trading Card Game einzutauchen und eigene Decks zu kreieren. Wollen wir hoffen, dass Ifrit unsere Chocobos bis dahin nicht zur Gänze aufgeraucht hat.
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