Jedi Knight 2: Als Star Wars-Spiele noch Meisterwerke waren

Jüngere Generationen, die mit Battlefront 2 2017, The Old Republic oder einem der vielen “Star Wars”-Mobile-Games aufgewachsen sind, wird es wundern: Früher gab es tatsächlich einige grandiose Titel aus der weit, weit entfernten Galaxis. An eines davon (und dessen Nachfolger) möchten wir heute erinnern.

Star Wars: TIE Fighter, Rebel Assault, Escape from Monkey Island, Star Wars Battlefront 2005, Knights of the Old Republic Teil 1-2 und natürlich Jedi Knight 2 sowie Jedi Knight – Jedi Academy. Nur eine kleine Auswahl der Meisterwerke, die die federführende Schmiede hinter den Krieg der Sterne-Spielen, LucasArts, so produzieren durfte.

Dabei wäre es allerdings vermessen zu behaupten, dass diese nur Großartiges vollbracht hätten. The Force Unleashed 2 lässt mich noch heute mit Brechreiz zurück. Doch darum soll es nicht gehen. Viel wichtiger sind zwei der oben genannten Titel: Jedi Knight 2 und dessen Nachfolger Jedi Knight – Jedi Academy.

A Galaxy Far Far Away

Damals, als George Lucas noch jedem dahergelaufenen Möchtegern-Schreiberling eine Star Wars-Lizenz in die Hand drückte, als sich Imperator Palpatine noch mehrmals klonen durfte und schließlich von einem übergewichtigen Jedi in einer fliegenden Blechkugel besiegt wurde (true Expanded Universe Story). Damals, als die Rechte für die titeltragenden Games noch bei LucasArts selbst und nicht bei Electronic Arts lagen. Damals war für Videospiele im Star Wars-Universum noch alles besser. Damals: 2002.

Ein Jedi, der längst keiner mehr sein möchte

Das bringt uns zu der wohl coolsten Socke nach Han Solo. Jahre nachdem das Imperium vernichtet wurde und Luke Skywalker einen neuen Jedi-Orden gegründet hat, ist der Ex-Jediritter Kyle Katarn mit seiner Partnerin Jan Ors auf einer Erkundungsmission, als sie plötzlich das Signal einer imperialen Basis abfangen.

Gestatten: Kyle Katarn © LucasArts

Abgehackte Sätze und mysteriöse Befehle wecken die Aufmerksamkeit der beiden und sie beschließen, dem ganzen nachzugehen. So landen wir auf einem kleinen imperialen Außenposten und müssen uns von nun an durch Horden von Sturmtruppen kämpfen.

Bewaffnet sind wir zuerst nur mit einem Blaster. Unser Held hat den Jedi Orden vor Jahren verlassen und keinen Bock mehr auf Lichtschwert schwingende Strahlehelden. Doch eventuell könnte sich diese Einstellung im Laufe des Spiels noch ändern.

Was Jedi Knight so unglaublich gut macht

Man glaubt es kaum, doch auch 15 Jahre nach Release sieht Jedi Knight 2 immer noch wie ein richtig ordentliches Spiel aus. Die Grafik ist natürlich veraltet, doch aufgrund liebevoll gestalteter Texturen und dem zeitlosen Star Wars Look, lässt es sich auch noch heute völlig ohne Augenkrebs spielen. Dabei war es nie die Grafik, die das Spiel so unglaublich gut machte. Neben einer gehörigen Portion Nostalgie begeisterte einfach das Zusammenspiel aus Kampfsystem, Leveldesign und Story.

Das Kampfsystem

Als Ex-Jedi/Schmuggler/Was-wäre-wenn-Han-Solo-und-Luke-Skywalker-ein-Kind-hätten kämpfen wir uns zu Beginn in der Ego-Perspektive und einem crappy Blaster durch etliche Imperiale. Nachdem wir dann einige Sturmtruppen umgenietet haben und genug von deren Waffen und Munition sammeln konnten, behaupten wir uns schon etwas leichter.

Lichtschwert-Kämpfe!!! © LucasArts

Dabei kann man sich entscheiden, ob man mit dem Kopf durch die Wand bricht oder langsam und bedächtig einen Gegner nach dem anderen ausschaltet. Sobald man schließlich – Spoileralarm! – sein Lichtschwert zurückbekommt, sind einfache Blasterschützen auch kein Problem mehr. Dann geht es daran, die vielen dunklen Jedi zu besiegen, die wie Heuschrecken über einen herfallen.

Und das bringt uns zur Königsdiziplin von Jedi Knight 2: dem Lichtschwertkampf. Dieser ist auch noch 15 Jahre später unübertroffen. Jede Begegnung mit einem Sith könnte übel ausgehen. Sicheres “Durchmetzeln” gibt es nicht. Die Begegnungen bleiben immer eine Herausforderung und spielen sich um einiges flüssiger, als es ein Battlefront 2017 schafft und speziell um einiges freier als es ein Force Unleashed.

Die Story

Auch bei der Geschichte von Jedi Knight 2 hat Lucas Arts nicht gespart. Zwar sehen die Zwischensequenzen zu keinem Zeitpunkt so spektakulär wie bei einem Battlefront 2 aus, dennoch kommt nach kurzer Zeit sofort glaubwürdiges Star Wars-Feeling auf. Viele bekannte Charaktere aus den Filmen wie Chewbacca und Lando erledigen das Übrige.

Hallo Luke! © LucasArts

Auch tut es dem Spiel gut, nicht zwanghaft eine Brücke zwischen zwei Kinofilmen schlagen zu müssen. Dank dem Expanded Universe (Jetzt offiziell nicht mehr gültig) waren damals für Videospiele und Bücher noch Storys möglich, die heute wahrscheinlich niemand mehr erlauben würde.

Das Leveldesign

Bereits zu Beginn macht das Spiel klar, dass wir nur mit dem Kopf durch die Wand nicht weit kommen werden. An manchen Stellen müssen wir sogar ordentlich nachdenken. Und so verstrickt sich das Gameplay zu einer Kombination aus Shooter, Lichtschwertkampf und Rätseln.

Letztere werden allerdings nicht konsequent genug eingesetzt, um uns wirklich zu fordern. An ein Prince of Persia kommen die kniffligen Passagen beispielsweise nicht heran. Doch eigentlich zeichnet die Abwechslung Jedi Knight 2 aus. Kaum ein Abschnitt gleicht einem anderen. Klar, teilweise rennen wir ziellos durch die immer gleich Gänge, doch sobald dieser Abschnitt abgeschlossen ist, geht es mit etwas völlig unterschiedlichem weiter.

Eine unserer Lieblingsmomente passiert relativ früh im Spiel (Achtung! Kleine Spoiler), als Kyle Katarn auf dem Gangster-Planeten Nar Shadaa nach Informationen sucht und sich diese in einer Cantina erwartet. Als wir die betreten und uns vom Barkeeper Antworten erwarten, ignoriert uns dieser zuerst. Erst als wir mit voller Wucht unseren Lichtschwertgriff auf den Tresen knallen, hört er uns zu.

Waren wir hier schonmal? Egal… © LucasArts

Das Alien an der Bar will uns besänftigen und aktiviert einen Knopf, der ihn hinter dicken Stahltüren vor uns versteckt. Plötzlich haben wir die Aufmerksamkeit der gesamten Bar und die unzähligen Gäste, darunter sicher einige fähige Kopfgeldjäger, beginnen uns anzugreifen. Thermaltetonatoren fliegen, Blasterschüsse zischen durch die Luft und das stetige Surren eines Lichtschwerts erfüllt den Raum.

Obwohl wir bereits wieder ein Jedi sind, ist der Abschnitt kein Zuckerschlecken. Ein falscher Schritt und wir treten auf eine Granate, die uns schneller eins mit der Macht werden lässt, als uns eigentlich lieb wäre.

Jedi Knight – Jedi Academy

Wenn man über Jedi Knight 2 spricht, kommt man an dessen Nachfolger Jedi Knight – Jedi Academy nicht vorbei. Darin schlüpfen wir in die Haut eines Jedi Padawans, der sich in Luke Skywalkers neuem Tempel zurechtfinden muss. Als Lehrmeister wird uns niemand geringeres als Kyle Katarn selbst zur Seite gestellt.

Auch wenn Jedi Academy als Fortsetzung ein äußerst potentes Spiel ist, bleibt es dennoch weniger gut im Gedächtnis als sein Vorgänger. Das liegt zuerst an der weniger glaubwürdigen Progress-Kurve des Titels. So besitzen wir bereits zu Beginn ein Lichtschwert und dürfen uns unsere Missionen in einem Terminal aussuchen (Meh!).

Sobald es jedoch an die Aufträge geht, die relevant für die Story sind, beweist auch Jedi Academy sein schier unerschöpfliches Potenzial. Denn dann wird die bereits phantastische Story aus dem Vorgänger gekonnt und vor allem glaubwürdig weitererzählt. Kleiner Bonus: In Academy dürfen wir uns unser Lichtschwert und später auch deren Anzahl selbst aussuchen. Zwei Klingen oder die ikonische Doppelklinge? Kein Problem!

Fazit

Jedi Knight 2 und Jedi Academy sind zwei Perlen aus dem Hause Lucas Arts, die lange viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben. Verständlicherweise ist es schwer, neben Spielen wie Kotor 1 und 2 überhaupt in Erinnerung zu bleiben, dennoch ist die Jedi Knight-Reihe eine der besten des Star Wars-Universums.

Nicht aufgrund teurer Produktionen, aufwendiger Zwischensequenzen und glänzender Effekte, sondern wegen seinen Eigenheiten, seiner glaubwürdigen Charaktere und seiner Liebe, mit der es George Lucas’ Werke anfasst.

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