Die neue Plattform League of Girls will mehr Frauen in den eSport bringen. In Österreich sind das bisher nur fünf Prozent. Von Florian Born
Auch wenn uns The Big Bang Theory weiterhin etwas anderes glauben machen will: Es gibt weibliche Nerds und Gamerinnen da draußen. Gar nicht wenig sogar. Um kurz eine Studie des Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware auf den Plan zu bringen:
Vier Millionen Österreicherinnen und Österreicher spielen Videospiele (PC, Konsole und Mobile). Die Frauen machen dabei sogar 47 Prozent aus, unterscheiden sich aber in ihrem Verhalten ein wenig. Sie spielen im Schnitt drei bis vier Stunden weniger pro Woche als die Männer und sind auch seltener in Besitz einer Konsole oder eines Gaming-PCs.
Und dann gibt es da noch den eSport. Hier wird der Unterschied extrem. Keine sechs Prozent Unterschied mehr sondern 90. Das sind zumindest die Zahlen, die Yvonne Scheer – Gender-Beauftragte des E-Sport Verband Österreich – in einem Interview mit dem Profil genannt hat. Von den Leuten im österreichischen eSport sind weniger als fünf Prozent weiblich. Nicht allerdings, weil Frauen schlechter spielen würden als Männer, sondern weil die Einstiegshürde für sie zu groß ist.
Diese Frage hat mehr als eine Antwort. Da wäre zum Beispiel die negativ ins Auge stechende Berichterstattung über die unnötigen Herabwürdigungen, denen Frau im eSport ausgesetzt ist. Die Rede ist natürlich nicht von jenen, die sich auf tatsächlich schlechte Spielerinnen und deren Skills beziehen. Wer schlecht spielt, kann ruhig mal Kritik dafür bekommen.
Die Rede ist von den Fällen, in denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts beleidigt werden. Nach der Devise: “Du bist eine Frau und das deshalb bist du scheiße!” Das ist gleich unnötig wie für Herkunft, Sexualität, Körperbau oder sonstwas. Nur dass hiervon potentiell die Hälfte der Bevölkerung betroffen ist, was auch den Fokus der Medien darauf erklärt.
Mehr Gründe
Daneben gibt es aber noch andere Gründe, warum Frauen nicht in den eSport finden. Einem davon nimmt sich das Unternehmen Picapipe an: der Repräsentation. Die Wiener Multimedia-Agentur ist gerade mit der Plattform League of Girls in die Beta gestartet. Auf dieser wollen sie jungen Frauen den eSport schmackhafter machen. Das soll gelingen, indem sie sie mit Vorbildern aus genau diesem Segment zusammenbringen.
Der Grundgedanke dahinter ist, dass im eSport in der Regel nur Spieler sichtbar sind, während man die Spielerinnen an einer Hand abzählen kann. Wenn Frauen und Mädchen diese aber sehen könnten, könnten sie auch selbst das Interesse daran finden. Zumindest mehr, als wenn diese Bevölkerungsgruppe komplett ausgespart ist. Denn so sehen sie überhaupt erst die Möglichkeit.
Chat, Treffen, Austauschen
Das funktioniert auf der Website in den drei Bereichen Chat, News und Meet. Die Funktionen dahinter sollten selbsterklärend sein. Sich austauschen im einen. Relevante News rund ums Thema tauschen im nächsten. Am wichtigsten ist laut Natalie Denk – Mitarbeiterin bei League of Girls, die uns einen Einblick in das Projekt gegeben hat – übrigens die Meet-Funktion. Hier kann man andere Mitglieder finden und anschreiben. Ein Mentorinnen-Programm quasi.
Insgesamt entsteht so eine Plattform für die weibliche eSport-Szene in Österreich. Aber nicht nur für die weibliche, denn Männer sollen auf keinen Fall ausgesperrt werden. Alle im eSport können mitmachen, wenn sie Interesse haben. Und auch darüber hinaus, denn auch Tutorials und Streaming finden ihren Platz auf der Seite. Eines ist Denk dabei besonders wichtig:
Wir wollen keine starre Seite, sondern es soll sich auch etwas darauf tun. Wir möchten uns mit der Community weiterentwickeln und sehen, was noch geht.
Damit sich auch wirklich etwas auf der Seite tut, hat Picapipe ein Belohnungssystem eingerichtet. Frei nach dem Buzzword Gamification bekommt man Punkte, wenn man Artikel teilt oder kommentiert. Was genau mit den Punkten passieren wird, ist allerdings noch nicht sicher. Klar ist aber, dass man bis Oktober aus der Beta kommen will. Dann soll auch der offizielle Start der Plattform sein.
Falls ihr euch League of Girls schon davor ansehen wollt, könnt ihr das übrigens hier machen. Feedback könnt ihr zusätzlich auf der Github-Seite oder im Feedback-Formular einreichen.
Titelbild © Tonybet & PicaPipe
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