Die Metal Gear Serie stand einst für opulente Story, noch grandiosere Cutscenes und spannende Bosskämpfe. Davon ist im neuen Spin-off Metal Gear Survive wenig übrig. Was wir aus Trailern und der Open Beta wissen:
Ein Name ist untrennbar mit der Metal Gear Serie verbunden: Hideo Kojima. Der Erfinder des weltberühmten Spionageepos trennte sich allerdings lange vor der Entwicklung von Metal Gear Survive von Konami. Nicht im Besten, wie auch der scheinbar endlose Streit zwischen ihm und seinem alten Arbeitgeber belegt.
Was wurde aus Kojimas Erbe?
Schon während der Entwicklung von Metal Gear Solid V war Kojima nicht mehr an allen Entwicklungsschritten beteiligt. Wie sehr er der Serie nun endgültig fehlt, wird in Metal Gear Survive noch deutlicher. Dass das Spiel sich von Anfang an lediglich als Spin-off zu Teil fünf bezeichnet, kaschiert diesen Umstand nur bedingt.
In vergangenen Interviews machte Kojima deutlich, dass Spionage und politische Fiktion für ihn der Kern seiner Schöpfung waren. Zwar kamen in den vergangenen Teilen allerhand übernatürliche Elemente vor, ein Zombie-Survival-Szenario wie in Survive mache laut ihm aber keinen Sinn.
Wo Metal Gear draufsteht…
…ist leider kaum Metal Gear drin. Die Story von Survive beginnt zwar mit dem Fall der bekannten Mother Base, wir schlüpfen jedoch nicht in die Rolle von Snake oder Raiden wie in bisherigen Teilen. Stattdessen transportiert die Geschichte einen gesichtslosen Niemand in eine Parallelwelt.
Wir sind von irgendeiner Lebensform infiziert, genauso wie der Großteil der Leute um uns herum. Solange es uns noch gut geht, suchen wir inmitten der zombifizierten “Wandelnden” nach Überlebenden des Mother-Base-Unglücks, die damals von einem gigantischen Portal in ebendiese Parallelwelt gesaugt wurden.
Ein Hauch von „The Walking Dead“ in Metal Gear Survive
Das funktioniert zum großen Teil im Stile eines Survival-Games à la Fortnite. Wir begeben uns auf Erkundungsmissionen, die zugegeben auch ein paar der klassischen Stealth-Elemente aufleben lassen, und bauen mit gefundenem Material unser Basecamp aus, um gegen anlaufende Zombiehorden standhaft zu bleiben. An Werkbänken lassen sich außerdem Ausrüstung und Waffen upgraden und neue Gadgets anfertigen.
Dasselbe Prinzip, nur ohne Story, ist dann auch schon die Multiplayer-Komponente. Looten, sammeln, craften und mit der gewonnen Kuban-Energie – die wächst in Kristallformationen aus dem Boden oder statt der Köpfe aus Zombies – anschließend die eigenen Skills erweitern. Diese lassen uns beispielsweise längere Combos mit Nahkampfwaffen ausführen.
Optische Tristesse
Was beim Spielen der offenen Beta sofort ins Auge sticht, ist die Farbpalette. Lediglich die rot leuchtenden Zombiehäupter setzen einen auffallenden Akzent in der ansonsten bedrückend farblosen Welt. Metal Gear war in der Vergangenheit nicht dafür bekannt, ein Regenbogenfest zu sein und ein düsteres Zombieszenario mag sich dafür auch wenig eignen. Derart grau sind sonst allerdings nur Porträts von Auspuffdämpfen auf alter Leinwand.
Grau, grau, grau blüht der … ja, was eigentlich?
Dadurch rückt die hohe Detailtiefe ein wenig aus dem Fokus. Charaktermodelle und Bewegungen sind fein gestaltet. Die karge Landschaft, in der es obendrein auch noch nebelt, drückt in unserem Fall aber sehr auf die Spielfreude.
Was bleibt von Metal Gear?
Für bekennende Nostalgiker wartet Metal Gear Survive zumindest mit einem Hauch von früher auf. Schon ein Trailer auf der Gamescom 2016 deutete ein Wiedersehen mit den gigantischen, laufenden Metal Gear Panzern an. Während der Beta konnten auch bereits kleinere Varianten in Form von zweibeinigen Mechs selbst gespielt werden.
Menüsounds und das Hublevel, von dem aus man zu seinen Missionen aufbricht, erinnern ebenfalls noch an längst vergangene Zeiten. Letzteres gleicht optisch den Tutorial-Levels aus Assassin’s Creed, die uns im Animus zunächst in einem nahezu leeren virtuellen Raum die Steuerung näherbringen. In Metal Gear Survive findet hier die Auswahl der Mission statt.
Die anfängliche Verteidigung wirkt nicht lange gegen die anstürmenden Zombieherden
Über unsere Vorratskiste verwalten wir sämtliche Ressourcen und die Ausrüstung für kommende Aufträge. Nach der Auswahl der Mission stellt sich der Spieler anschließend in die Deploy-Zone. Haben alle teilnehmenden Spieler einer Lobby sich dort eingefunden, startet die Mission. Dieses Hublevel eignet sich hervorragend für jegliche Art von Trollen.
Munition und Wurfgegenstände werden hier nicht verbraucht. So passiert es mitunter, dass sich die Gruppe von bis zu vier Spielern aus Spaß an der Freude gegenseitig aufs Korn nimmt. Ein neckischer Headshot wird mit einer Granate oder einem Molotowcocktail erwidert, ein dritter Spieler unabsichtlich getroffen und schon beginnt die Ballerei. Das kann schon einmal mehrere Minuten dauern, bis sich die Streithähne doch noch im Abreisebereich einfinden. Wenn der Coop-Modus nicht schon vor dem eigentlichen Match Platz für Griefer und Trolle werden soll, muss sich Konami hier dringend etwas einfallen lassen.
Ob die Hauptstory den Preis für Metal Gear Survive rechtfertigt?
Fazit
Für Fans der Serie bleibt zweifelsohne die eine oder andere Träne übrig. Der Name dient offensichtlich nur noch als Marketingwerkzeug. Auch wenn die offene Beta freilich nicht das komplette Spiel offenbart, vom einstigen Glanz der Metal Gear Reihe wird in Survive aller Voraussicht nach wenig zu finden sein.
Der Coop-Modus spielt sich technisch größtenteils einwandfrei. Die Motivation für den Spieler, überhaupt mit dem Basenbau zu beginnen, scheint wegen der etablierten Konkurrenz, der tristen Optik und der gefühlt platten Vorgeschichte jedoch minimal. Angesichts dessen wirken 39,99€ auf Steam ganz schön frech und sind wohl nur für eingefleischte Genre-Narren ein akzeptabler Preis.
Bilder © Konami
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