PETA vs Ubisoft: Haben die Tierschützer Recht?

PETA bekritelt Far Cry 5 für das Töten von Fischen. Aber sind Fische in Games wirklich Fische? Von Florian Born.

Dass Games viel zu brutal gegenüber Menschen sind, haben wir ja schon an der ein oder anderen Stelle gehört. Hin und wieder werden aber auch Stimmen laut, die die Darstellung von Tieren – oder genauer die Darstellung des Tötens von Tieren – unter Beschuss nehmen. Diese Stimmen gehören in sehr vielen Fällen PETA.

Man erinnert sich vielleicht noch düster an das Spiel, in dem man als gehäuteter Tanooki Rache an Mario nimmt, weil der einem das Fell über die Ohren gezogen hat, oder an die Kritik am Walfang in Assassin’s Creed Black Flag. Die Sache ist die:

Es ist schon wieder passiert. Und schon wieder nimmt PETA sich Ubisoft vor und erneut geht es um Fische. [Anm.: Jaja, Wale sind keine Fische. Wissen wir.]

Far Cry 5 und die Angelei

Was ist genau passiert? PETA hat sich in einer Aussendung kritisch gegenüber Far Cry 5 geäußert. Allerdings nicht wegen den Jagdmechaniken, die das Spiel um des lieben Ingame-Geldes eingebaut hat – irgendwie will man sich ja auch die neuen Boote leisten können –, sondern primär wegen dem Angeln.

Auch die Jagd in Far Cry 5 stört PETA. © Ubisoft

Die Tierschutzorganisation hat damit ein Problem, weil das Spiel “das Jagen und Töten von Fischen oder anderen Tieren [glorifiziert und banalisiert].” Viel lieber hätten sie “Spiele mit frei lebenden Tieren zu entwickeln, die das Töten nicht als Freizeitbeschäftigung verherrlichen.”

Bevor ihr euch nun einem kollektiven Augenrollen hingebt, lasst uns kurz einen Moment innehalten und uns anschauen, was PETA denn da genau bekritelt.

Fische sind auch nur Menschen

Tatsächlich ist die Freizeitbeschäftigung Angeln ja nicht wirklich mit der Jagd vergleichbar. Natürlich, es fließt zwar kein Blut, aber das macht die Angelegenheit nicht weniger grausam.  Stellt euch einfach nur vor, ihr würdet in einen leckeren Happen beißen und auf einmal hättet ihr einen Haken in eurer Lippe, der euch gewaltsam einem unausweichlichen Tod entgegen zerrt.

Bei der Jagd macht es – bei einem ausgebildeten, guten Jäger – einmal Peng und Bambi ist Waise. Angeln ist eigentlich sogar grausamer als die Jagd.

Von dieser Seite aus betrachtet ist die Kritik der Tierschützer ja eigentlich absolut nachvollziehbar. Sie gehen auch nur ihrer Aufgabe nach und tun das, wofür die Spender ihnen Geld geben: Tiere schützen.

In dem Fall bedeutet das, dass sie sich kritisch gegenüber einer unreflektierten Darstellung eines Problems aussprechen. In anderen Worten: Far Cry 5 zeigt Angeln als cool und PETA findet das doof.

Außerdem ist der Zugang der Tierschützer ja nicht ohne Kalkül. Vermutlich – und leider können wir hier nichts Konkretes dazu sagen – wollen sie mit ihrer Kritik an einem Game ein Zielgruppe erreichen, die eigentlich ziemlich gut ihrem Denkschema entspricht. Junge, smarte, aufgeschlossene Leute. Ob sie sich mit Kritik an einem Game besonders beliebt bei ihnen machen, sei dahingestellt. Aber immerhin ist ihre Brand in den Hinterköpfen des zockenden Volks.

Richtige Front?

PETA hat mit dem Statement also nicht unrecht. So viel ist klar. Aber das klärt eine andere Frage nicht: Sollte die Tierschutzorganisation wirklich Zeit, Ressourcen und Energie darauf verschwenden, Spiele-Entwicklern zu sagen, dass sie das Angeln in Far Cry 5 moralisch verwerflich finden?

Ubisoft scheint der Meinung zu sein, das sollten sie nicht. Das geht auch aus ihrem Statement hervor:

“In Far Cry 5 kann man jagen, angeln, mit Dynamit um sich werfen oder mit Schaufeln um sich schlagen. Wir bei Ubisoft haben großen Respekt gegenüber allen Lebewesen. Darum bietet Far Cry 5 eine sichere Alternative zum Jagen, Angeln, Dynamitwerfen und Mit-Schaufeln-um-sich-Schlagen.”

Oder zusammengefasst: PETA soll sich nicht so künstlich aufregen, das ist doch alles nicht echt.

Gamersicht

Das ist der springende Punkt. Wenn auch nicht so drastisch formuliert. Die Szenen aus dem Spiel sind nicht nur nicht echt – das ist auch PETA bewusst. Eine Spielerin nimmt den Ingame-Fisch auch nicht wirklich als Fisch wahr, den sie gewaltsam aus dem Fluss herauszerrt. Wie die vielen Leute, die wir in Far Cry über den Haufen schießen, ist auch der Fisch nur eine Repräsentation eines Punktestands.

Ein Bär ist sicher noch eine größere Herausforderung. © Ubisoft

Es geht nicht um den Fisch, sondern darum, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Und in dem Sinne ist es völlig egal, ob man nun fischt, Kopfschüsse verteilt oder eine Pflanze großzieht. Wir sehen den Fisch nicht. Es geht nur um den Erfolg.

Hat PETA also Unrecht? Nein. Wie schon hier erwähnt, sollten Games mehr auf die Aspekte eingehen, die sie zeigen. Sie sollen Kontext zu ihrem Content geben.

Aber man muss auch im Kopf behalten, dass der Fisch eben kein Fisch ist. Spiele und vor allem Spieler sind differenzierter als das.


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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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