Es gibt einige altehrwürdige Traditionen, die seit Arcade-Zeiten gerne mit Spielen bestückt werden. Jump’n’Runs finden ihre Nachfolger in Super Mario und Co. Beat’em’Ups werden durch Tekken und Mortal Kombat immer noch gefeiert. Und dann gibt es noch die Twin-Stick-Shooter, die in den letzten Jahren ein Revival zu feiern scheinen.
Vor ein paar Monaten erschien das hochgelobte Nex Machina und auch die dieses Jahr erschienenen Spiele Atomine und Landfall lassen sich den Twin-Stick-Shootern zuordnen. Nun steht der nächste Titel in den Startlöchern. Am 26. September erscheint Ruiner – ein brutaler Cyperpunk-Shooter – bei Devolver Digital. Doch was versteckt sich genau hinter dem Begriff Twin-Stick-Shooter?
Begriffserklärung
Gundlegend meint Twin-Stick-Shooter eine Spielweise, die sich eines sehr gängigen Spielprinzips bedient: Der eine Stick des Controllers steuert, in welche Richtung unser Charakter sich bewegt, während der andere Stick angibt, in welche Richtung er schaut.
Da das aber für so ziemlich jeden Shooter der letzten Jahre zutrifft, bezeichnen Twin-Stick-Shooter in der Regel jene Titel, die man aus einer 2D-, isometrischer oder Top-Down-Perspektive spielt. Das schränkt das Genre ein wenig ein und verhindert, dass The Binding of Isaac in den gleichen Topf geworfen wird wie Call of Duty.
Woher kommt es?
Die Ursprünge der Twin-Stick-Shooter finden sich noch in Arcade-Zeiten. Wirkliche Bekanntheit erlangte die Spielmechanik dabei durch Robotron 2084. Das kam 1982 in die Arcades und machte die Spiele mit zwei Joysticks durch seine clever programmierten Gegnerhorden quasi massentauglich.
Wie Jump’n’Runs und Beat’em’Ups haben sich auch die Twin-Stick-Shooter bis heute gehalten, wobei viele Titel der Sache einen ganz neuen Twist geben. So zum Beispiel The Binding of Isaac.
Statt seine Feinde mit Maschinengewehren oder einem Raumschiff zur Strecke zu bringen, muss sich Isaac ihrer mit seinen eigenen Tränen entledigen. Auch gibt es hier keine Wellenmechanik, sondern man arbeitet sich von Raum zu Raum durch einen ewigen Dungeon. Reaktionszeit und stetige Selbstverbesserung sind aber auch hier an der Tagesordnung.
Was man können muss
Diese Aspekte machen ohnehin die meisten Twin-Stick-Shooter aus. In Arcade-Zeiten waren die Ziele stets: Erstens möglichst viele Feinde über den Haufen zu schießen und zweitens ihren Angriffen auszuweichen. Das hat sich bis heute fortgesetzt, was dazu führt, dass die Angriffe der Feinde recht langsam erfolgen, um dem Spieler auch eine Chance zu geben.
Die Betonung liegt allerdings auf “Chance”, denn nur weil es möglich ist, heißt das noch lange nicht, dass es wirklich jeder schafft. Wie gesagt: Timing und Reaktionszeit sind das A und O. Meistens. Das Spiel Cryptark bricht ein wenig mit dieser Tradition, denn hier steht Planung an erster Stelle.
In dem Weltraum-Shooter verschafft sich der Spieler Zugang zu mehreren toten Raumschiffen und dringt in deren Kern vor. Dazu wollen aber erst die Sub-Systeme abgeschaltet werden. Der Weg durch die Wracks muss also gut gewählt sein, damit unterwegs nicht Ressourcen oder Lebenspunkte ausgehen. Dann heißt es nämlich ganz schnell: “Zurück zum Anfang!”
Ganz anders sieht es beim hochgelobten Nex Machina aus. Der gedankliche Nachfolger von Robotron 2084 konnte nicht nur dank Unterstützung von Robotron-Erfinder Eugene Jarvis punkten, sondern auch mit präziser Steuerung und gewaltigen Gegnerhorden. Doch auch sonst ist der Titel dem Vorbild treu geblieben.
Kills bringen Punkte. Das Ziel ist der Highscore. Und nur durch Übung und noch viel viel mehr Übung kann der erreicht werden. Power-Ups und kurze Sprints helfen dem Spieler dabei, die Bullet-Hell der dystopischen Zukunft zu überleben. Arcade-Feeling garantiert!
Twin-Stick im Mainstream
Aber auch abseits der bunten Welt der Indie-Titel lassen sich Twin-Stick-Mechaniken anfinden. Meist läuft das in Minispielen innerhalb eines größeren Games ab. So funktioniert zum Beispiel das Hacken bei Sly Racoon nach dieser Logik. Gleiches gilt auch für NieR: Automata.
Hier muss man beim Hacking Gegnerwellen ausweichen, sie gleichzeitig zerstören und abschließend den Kern des Computers angreifen. Unter Zeitdruck natürlich. Außerdem hat die gleiche Mechanik ihren Weg in die Luftkämpfe gefunden. Gerade hier fühlt man sich stark an alte Weltraumshooter, wie “Enter Spieletitel here” erinnert.
Und nun haben sich auch Ex-Entwickler von The Witcher und Dead Island des Genres angenommen, das Studio Reikon gegründet. Mit Ruiner bringen sie einen brutalen Cyberpunk-Shooter auf PC und Konsolen. Der erscheint am 26.Oktober und soll laut Angaben des Studios vor allem durch seine Story und den Szenenbau punkten können. Die bisher gezeigten Szenen und auch der Trailer versprechen schonmal viel.
Wie viel Spaß Ruiner de facto machen wird, können wir erst nächste Woche feststellen. Dann wird sich auch herausfinden lassen, ob es in der noblen Tradition der Twin-Stick-Shooter einen Platz finden kann.
Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!