Spielen, sterben, weiterspielen. Je nach Spiel und Genre vom letzten Speicherpunkt oder wieder von Beginn an. Der Tod ist Teil der gesamten Gamingwelt. Einige Entwickler haben kreative Wege gefunden, das schnöde Leichen-Dasein aufzupeppen.
Die Leiche oder das Skelett des eigenen Charakters am Ort des Todes zu platzieren, lässt sich aber nicht in diese Schublade stecken. Dennoch ist dies der am häufigsten gewählte Weg. Logisch: Wer tot ist, hat gefälligst liegenzubleiben. Ist im “Real Life” ja auch nicht anders. (Nur dass man hier seltener über seine eigene Leiche stolpert.) Viel Sinn und Zweck hat das aber nicht. Mehr als ein Screenshot-Selfie mit dem Ich vergangener Tage ist meistens nicht drin.
Mit Leichen gepflastert
Einen Nutzen haben hingegen die Leichen in Super Rude Bear Resurrection. Der 2D-Sidescroller von Entwickler Alex Rose kommt im Stil von Super Meat Boy daher und lässt sich somit als Masocore-Game einstufen. Masocore ist eine Verbindung der Worte Masochismus und Hardcore und spielt auf die Frustration des Spielers an, der in solchen Spielen in kurzer Zeit immer und immer wieder stirbt. Auch dem Bären mit der pinken Mütze steht dieses Schicksal bevor.
Statt als rote Fleischsuppe bleibt uns in Super Rude Bear Resurrection die Bärenleiche als Ganzes erhalten. Diese steckt mal in Stacheln am Boden oder zieht an schwingenden Äxten seine Bahnen durch das Level. Der Vorteil: Einmal vom Hindernis aufgespießt, entschärft die Leiche selbiges. Man kann nun ganz entspannt auf den Ergebnissen früherer Versuche durchs Level spazieren. Da bekommt der “mit Leichen gepflasterte Weg” eine völlig neue Bedeutung.
Der Tod – dein Freund und Helfer
Einen weiteren interessanten Ansatz bietet NieR: Automata. Zwar bleibt auch hier die Leiche des Androiden am Ort des Todes liegen, jedoch bieten sich dem Spieler gleich zwei Möglichkeiten mit dieser zu interagieren. Zum einen können der alten Roboterhülle wertvolle Erfahrungspunkte und der ein oder andere Ausrüstungsgegenstand abgenommen werden. Diese Mechanik ist aber auch nicht gerade die neueste.
Zum anderen, und hier kommen wir zum interessanten Part, kann man sein früheres Äußeres aber auch als Begleiter für sich kämpfen lassen. Vorbei sind die Zeiten von nervigen Feen, nervigen Robotern und nervigen Präsidententöchtern. Sich selbst als Sidekick, das ist der heißeste Scheiß.
Der Nächste bitte!
Neben Masocore-Fans ist auch für Liebhaber der Genres Rogue-like bzw. Rogue-lite der Tod nichts Ungewöhnliches. Nach jedem Tod geht es von Neuem durch die prozedural generierten Level. Oft sieht der Einstieg identisch aus: Der Charakter stirbt und erscheint wie aus dem Nichts neu. Doch auch hier haben sich einige Entwickler einen Kniff ausgedacht, der das Ganze in das Setting einbindet.
10tons Ltd. setzte dies in Neon Chrome durch den geschickten Einsatz eines Hackers um. Dieser schlüpft nach jedem Tod in die Rolle eines anderen “Assets”, wie die Charaktere genannt werden, die immer wieder durch die Levels des Top-Down Twinstick-Shooters gesteuert werden. Man selbst als der Hacker stirbt also gar nicht wirklich, sondern lässt nur leere Hüllen für sich kämpfen. Die “Glaubhaftigkeit” der Story bleibt somit intakt, da Tote nicht einfach wieder auferstehen.
Es gibt also die verschiedensten Wege, das Sterben im virtuellen Raum kreativ zu nutzen. Super Rude Bear Resurrection, NieR: Automata und Neon Chrome sind nur drei der vielen Spiele, die besonders ins Auge stechen und so geschickt mit der Reinkarnation spielen, dass sich sogar Zombie-Jesus eine Scheibe davon abschneiden könnte. Also von der Technik. Nicht von den Leichen.
Wenn es irgendwo etwas zu looten gibt, kann Louis nicht weit sein. Dementsprechend verbringt er auch viel Zeit in Spielen wie Borderlands oder Skyrim. Wenn Skags und Drachen ausgerottet sind, schreibt er Artikel und steht auch immer wieder gerne vor und hinter der Kamera.