Trollschutz à la Bethesda

Multiplayer leiden nach wie vor unter Spielern, die anderen die Freude vermiesen. Bethesda schlägt einen zwiespältigen Lösungsweg ein.

Wer kennt sie nicht, die Griefer und Trolle in Multiplayer-Titeln? Der Großteil der Spielerinnen und Spieler möchte sich einfach nur mit anderen Gleichgesinnten die Zeit vertreiben. Doch eine Handvoll User findet immer wieder Gefallen daran, diese Idylle zu stören.

Counter-Strike-Gamer werden den Moment nur zu gut kennen, wenn (manchmal auch nur aus Frust) plötzlich Rauch- und Blendgranaten vor den Füßen der Teammates landen. In RPGs machen Griefer oft mühevoll aufgebaute Raids zunichte, oder zerstören jegliche Hoffnung auf Loot durch spontanes AFK-gehen oder Disconnecten.

Wo immer die Interaktion zwischen Spielfiguren möglich ist, wird sich früher oder später jemand finden, der diese ausnutzt. Bethesda treibt im kommenden Fallout 76 die Spielerinteraktion auf die Spitze und liefert gleichzeitig einen interessanten Ansatz, um Störenfriede unter Kontrolle zu bringen.

Ein Schritt in die richtige Richtung

In Fallout 76 begegnen wir ausschließlich Menschen, hinter denen auch eine reale Person steckt. Mit diesen können wir uns entweder solidarisieren oder sie zu einem Kampf herausfordern. Bethesda bezeichnet die dafür notwendige Initiative als eine Art seichte Ohrfeige mit dem Fehdehandschuh. Wie in einer Bar eben, bevor man sich gepflegt á la Bud Spencer durch das Mobiliar kloppt.

Ein ähnliches Prinzip kennen wir etwa aus Borderlands. Erst wenn das Gegenüber zustimmt, kommt es zum tatsächlichen Duell. In Bethesdas Postapokalypse bekommen wir durch dieses “Slappen” aber bereits Schaden – vor dem eigentlichen Duell noch stark reduziert, aber immerhin.


Durch dieses und andere Mittel, wie die frei zugänglichen Nuklearsprengköpfe, können Gamer auch ohne ihre Zustimmung zum Duell attackiert und getötet werden. Wer das tut, wird jedoch mit ernsten Konsequenzen rechnen müssen.

Das Spiel identifiziert den Störenfried fortan mit einem dicken roten Symbol auf der Karte. Für ihn sind andere (brave) Spieler ab sofort nicht länger auf der Karte zu sehen. Zudem erhält er im Gegensatz zu regulären Duellen keine Belohnung für seinen Kill. Und als ob all das noch nicht reicht, bringt das Töten des Störenfrieds dem erfolgreichen Rächer eine saftige Belohnung, die direkt vom Caps-Konto des Griefers selbst abgezogen wird.

Das Griefpotential bleibt

Solange sich alle Beteiligten im Rahmen dieser Regeln bewegen, scheint der Trollschutz ein gutes Mittel zu sein. Was aber, wenn sich mehrere Trolle zusammentun? Was, wenn ein Griefer direkt nach der hinterhältigen Attacke das Spiel verlässt? Immerhin sind Neuanfänger bis Level 5 vom PvP ausgeschlossen. Dazu gibt es einen “Pacifist Mode”, der Duellanfragen grundsätzlich blockiert.

Aber nicht jeder wird diesen Modus sofort entdecken oder ständig an ihn denken. Im schlimmsten Fall braucht es erst einige unliebsame Zusammentreffen mit Trollen, bevor einem die Option wieder bewusst wird. Und will ich mich wirklich die ganze Zeit dahinter verstecken müssen und auf einen essentiellen Bestandteil des Spiels verzichten?

Das klingt alles sehr apokalyptisch, beinahe so, als würden Trolle und Griefer in jedem Netzwerkkabel lauern. Das tun sie nicht, aber es gibt sie natürlich. Bethesda nimmt sich dieses Problems an und das ist gut so. Die kommende Beta wird zeigen, wie gut das System funktioniert. In ihr ist bereits das gesamte Spiel enthalten. Selbst der Fortschritt wird im Anschluss ins Hauptspiel übernommen.

Den Gedanken weiterdenken

Der noch lückenhafte Schutz ist bereits eine gute Basis. Um Griefern die Lust an ihren Schandtaten zu nehmen, könnte etwa eine Idee aus Assassin’s Creed Odyssey helfen. Darin erhält der Protagonist bei Fehlverhalten eine Art Wanted-Level. Söldner in der ganzen Welt sind nun hinter uns her. Wir entkommen nur, indem wir uns ihnen stellen. Entsprechend sollte auch die Trollmarkierung samt Kopfgeld in Fallout 76 dauerhaft bestehen bleiben, bis der Strafe Genüge getan wurde. Ob die auch nach dem Ausloggen des Übeltäters bestehen bleibt, lässt sich aus den bisherigen Beschreibungen des Systems noch nicht herauslesen.

Perks spielen in Bethesdas Fallout 76 eine wichtige Rolle

Ohne die richtigen Perks wird’s schwer

Doch da offenbart sich ein weiteres Problem. Was, wenn der Troll zu stark und zu gut ausgerüstet ist, um sich an ihm zu rächen? Hier könnte die Markierung als Troll mit einem wirksamen Debuff einhergehen. Für die regulären PvP-Kämpfe gleicht das Spiel die Leistungskurven bereits an. Für den Rachemodus ließe sich das zugunsten des Unterlegenen weiter ausdehnen. Zudem könnten Waffen versagen, wie wir es etwa aus Far Cry 2 kennen.

Spielerinteraktion um jeden Preis

Seit der Quakecon 2018 wissen wir nun auch, dass im kommenden DOOM Eternal Spielerinnen und Spieler in die Haut von Dämonen schlüpfen und gemeinsam die Spiele anderer betreten können. Zum Schutz existiert ebenfalls eine Option, die mögliche Eindringlinge blockiert.

Dennoch scheint Bethesda in den neuesten Titeln mit diesem Quäntchen Unsicherheit zu spielen. Head of Marketing Pete Hines bestätigte dies auch in einem Interview, gab gleichzeitig aber zu, dass noch daran gefeilt würde, wie diese Spannung idealerweise herzustellen sei.


Bilder © Bethesda

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Autor/Autorin

Clemens Istel

Schon als Kind hatte Clemens lieber den MegaDrive Controller als das Fläschchen in der Hand. Rund ein Vierteljahrhundert macht er bereits virtuelle Welten unsicher. Ob RPG oder FPS, kaum ein Genre ist vor ihm sicher. Selbst im ESport hat der "Head of Head off" von Screaming Pixel seine Erfahrungen gesammelt. Grundsätzlich gilt für ihn: Je openworlder, desto zock!

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