Fortnite und Rocket League lassen Spieler aller Konsolen aufeinander los. Kriegen wir jetzt ein allgemeines Crossplay? Von Louis Oelmann.
“Hey, spielst du auch Game X?” Eine Frage, die oft kommt, wenn sich zwei Gamer unterhalten. Mit ein bisschen Glück kommt dann die Antwort: “Klar. Lust, mal zusammen zu spielen?” Und wieder einen neuen Mitstreiter gefunden. Denkste.
“Ich schick dir dann meine PSN-ID, okay?” “Ähm, ich spiele auf der Switch.” Und schon ist der Traum vom Multiplayer gestorben. Aber warum? Warum unterstützen so wenige Spiele Crossplay?
Ein bisschen Verständnis
In einigen Fällen ist die Entscheidung bestimmt sinnvoll. Gerade im Bereich der Shooter. Nicht umsonst plädiert unser ehemaliger eSportler und jetziger Chefredakteur Clemens in unserem 100-YouTube-Abonnenten-Special für Maus und Tastatur (Keyboard & Mouse, KBM) als einzig wahre Steuerungsmöglichkeit eines virtuellen Fadenkreuzes. Florian gehört da doch einer vernachlässigbaren Minderheit an. Sorry, Flo.
Counter-Strike, Call of Duty, Battlefield oder ähnliche lassen sich zwar halbwegs passabel mit dem Controller bedienen, im Vergleich mit KBM fallen Controller-Spieler aber klar zurück. Da macht das Spielen auch keinen Spaß mehr. Spielt der Gegner mit KBM, man selbst aber mit dem Controller, fühlt es sich teils so an, als ob der Gegner cheaten würde. Wie sonst kann der SO VERDAMMT SCHNELL SEIN!? Tja, KBM macht’s möglich.
Die andere Seite ist… anders
Aber wie sieht es jetzt mit Spielen aus, die eher mit dem Controller gespielt werden? Immerhin lässt sich der Controller doch mit Leichtigkeit an den PC anschließen. Dann sind die Voraussetzungen für alle gleich. Beispielsweise spielen die meisten Rocket League mit dem Controller. Trotzdem ist ein großer Teil der Spieler am PC aktiv. Und tatsächlich gibt es auch einige KBM-Spieler, die ganz oben mit dabei sind. Darunter übrigens auch ein Österreicher.
Beide Faktoren sind wohl ein Grund, warum Rocket League Crossplay ermöglicht. Seit dem 14. Januar sogar für alle Plattformen. PC-, Xbox-, Playstation– und Switch-Spieler können nun zufällig mit- und gegeneinander spielen. Cross-Platform Parties sind jedoch (noch) nicht möglich. Aber hey, ein Schritt in die richtige Richtung.
Spiele die nur oder vorwiegend mit dem Controller gespielt werden, sollten meiner Meinung nach grundsätzlich Crossplay anbieten. Wer sich dann dazu entscheidet, doch lieber mit KBM am PC zu spielen, der soll das gerne tun. Es sollen bloß alle die Möglichkeit haben, die bestmögliche Steuerung zu nutzen.
Jeder gegen jeden, unabhängig von der Konsole. In Rocket League ist das möglich. © Psyonix
Fortnite als Wegbereiter
Battle Royale-Platzhirsch Fortnite treibt Crossplay noch einen Schritt weiter und hat den Schritt auch um einiges früher als Rocket League eingeleitet. Heute können Spieler nicht nur von PC und Konsolen aus mit- und gegeneinander spielen, sondern auch vom Handy.
Aber Moment. Ist Fortnite nicht ein Shooter?
Das stimmt. Die Spieler scheint das aber wenig zu stören. Gerade, wenn man casual mit Freunden spielt, gerät der Erfolg meist in den Hintergrund. Wir wollen einfach miteinander zocken. Wer dann lieber in den kompetitiven Bereich einsteigen will, der kann immer noch zu KBM wechseln.
Manche haben’s einfacher
Viele sehen Sony als Grund für fehlendes Crossplay und vor allem fehlendes Cross-Console Play. Schaut man sich auf Wikipedia die Liste der Cross-Platform-Spiele an, so fällt auf, dass Sony meist nur das Crossplay zwischen den eigenen Konsolen anbietet. Hier und da gibt es vielleicht noch Verbindungen zum PC. Die lassen sich auf Xbox-Seite viel häufiger finden. Der Grund dafür ist offensichtlich. Immerhin ist Microsoft in beiden Bereichen vertreten.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Initiative Xbox Play Anywhere, bei der Xbox-Spieler mit Freunden unter Windows 10 zusammenspielen können. Aber das ist noch nicht alles. Neben Crossplay ist auch Cross-Buy aktiviert. Wer sich also ein Spiel auf der Xbox kauft, besitzt es ab dem Moment auch die Windows 10-Version. Das Angebot umfasst mittlerweile Spiele wie Halo Wars 2, Forza Horizon 4, Gears of War 4 oder Sea of Thieves. So einfach tut sich Microsoft also mit der Brücke zwischen Konsole und PC.
Technische Möglichkeiten
Grundsätzlich scheitert es bei den meisten Spielen nicht an der technischen Umsetzung. Gerade Spiele mit etwas mehr Budget und eigenen Servern bzw. eigenem Back End würden sich bei der Implementierung von Crossplay recht einfach tun. In einem IGN-Artikel von 2016 wurde beispielsweise Rocket League-Entwickler Psyonix zitiert. Sie würden nur wenige Stunden, weniger als einen Tag brauchen, um Crossplay zwischen PS4 und Xbox One einzurichten. Zu dem Zeitpunkt fehlte lediglich das Einverständnis von Sony.
Für klassische Indie-Entwickler und kleinere Projekte ist der Weg zum Crossplay aber weitaus beschwerlicher. “Bei Indie-Games mit wenig Budget ist es der Normalfall, möglichst viel Back End von der Plattform selbst zu verwenden, weil das üblicherweise gratis ist”, verrät Dietmar Hauser, Programmierer aus Wien (u.a. beteiligt an Cursed Mountain und dem kommenden Die Siedler). Verschiedene Back Ends machen Crossplay demnach fast unmöglich.
Ist das Budget kein Problem, sei Crossplay über ein geteiltes Back End aber relativ einfach zu bewältigen. Dennoch gibt es auch Herausforderungen. “Es kann schwierig sein, die User Experience für die einzelnen Plattformen zu designen”, so Hauser. “Matchmaking, Parties oder der Chat können z.B. andere Anforderungen haben oder physisch anders sein.”
Business-Entscheidungen
Die Kleinen haben es also schwierig, die Großen haben mit ihren eigenen Servern aber alle Möglichkeiten für Crossplay. Aber warum sehen wir dann trotzdem so wenig davon? Die Antwort ist relativ simpel: Weil das nicht gut fürs Geschäft ist.
Wer ein Spiel mit seinen Freunden spielen will, der muss sich unter Umständen die passende Konsole plus Spiel erst kaufen. Blöd, wenn man mit der Xbox One unterwegs ist, während alle anderen die PS4 unsicher machen. Nun ja, blöd für die Spieler. Für Sony und Microsoft bedeutet das einfach mehr Umsatz. Warum also eine Spiel mit Spielern der anderen Konsole teilen, wenn die ebenso die eigene Konsole kaufen könnten?
Der Druck von den Fans wird aber immer größer. Man stellt sich die Frage, ob der Umsatz den Unmut der Spieler rechtfertigt oder ob die Öffnung für Crossplay nicht langfristig mehr bringt. Scheinbar bewegen wir uns in die Richtung von Letzterem. Immerhin ist Sony schon unter dem Druck der Fortnite-Community eingeknickt. Und letzten Endes hat man immer noch die Exklusivtitel, um Spieler zu einer bestimmten Konsole zu bewegen. Dann müssen Sony und Microsoft eben mehr Energie in diesen Bereich stecken.
Fortnite verbindet die Spieler und ebnet den Weg für andere Spiele. © Epic Games
Die Zukunft
Es sieht gut aus für die Gaming-Community. Rocket Leauge und Fortnite haben einen wichtigen Schritt getan, der einiges ins Rollen bringen könnte. Das sieht auch Hauser voraus: “Die Großen können das jetzt machen, weil sie ein finanzielles Argument haben, um die Regeln der Plattformhalter biegen zu können. Aber prinzipiell werden jetzt gerade Türen geöffnet und die Plattformhalter werden ihre Regeln für alle überarbeiten. Und dann wird das jeder machen können.” Eine gewagte Prognose, die aber auf jeden Fall ein rosiges Bild der Gaming-Zukunft zeichnet.
Vorrangig sollte es um die Spieler gehen und die wollen miteinander spielen, unabhängig von der Plattform. Auch wenn das durch das Ausbleiben von Cross-Platform Parties noch nicht vollkommen gegeben ist, ist die Richtung eine gute.
Trotzdem sollte man nicht aus den Augen verlieren, dass KBM dem Controller teils überlegen ist. Hier kann man mit verschiedenen Matchmaking- und Crossplay-Filtern ansetzen. Allgemein ist aber einfach die Möglichkeit wichtig, Crossplay nutzen zu können. Der Anteil an Spielern, die eine etwaige Benachteiligung dafür in Kauf nehmen würden, ist sicherlich nicht unwesentlich. Wer, wie gesagt, kompetitiv oben mitspielen will, der sollte bei Shootern dann aber doch auf KBM zurückgreifen.
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