Wo ein Game ist, sind die Memes nicht weit

Wer sich länger als fünf Minuten im Internet aufgehalten hat, dem dürften Memes ein Begriff sein. Auch im Zusammenhang mit Games lassen sich die viralen Phänomene unserer Zeit finden. Mal positiv, mal nicht. Von Louis Oelmann.

Doch zuerst noch einmal für komplette Internet-Neulinge (Aufenthalt im Internet < 5 Minuten): Ein Meme ist laut Wikipedia “ein Konzept in Form eines Links oder einer Bild-, Ton-, Text- oder Videodatei […], das sich schnell über das Internet verbreitet”. Anzumerken ist hierbei, dass man das Meme in der deutschen Version von Wikipedia unter dem Namen Internetphänomen findet. Schön deutsch eben. Alles verstanden? Dann weiter im Text.

Memes entstehen aus den verschiedensten Anlässen und können die unterschiedlichsten Reaktionen auslösen. Gaming-Memes machen da keine Ausnahme. Es folgt eine erlesene Auswahl.

1. Der Fehler

Viele Memes finden ihren Ursprung in kleineren oder größeren Missgeschicken. Der wohl bekannteste Fehler stammt aus der Feder des ehemaligen japanischen Studios Toaplan. Naja, vielleicht nicht ursprünglich, aber die müssen ja einen Übersetzer angestellt haben. Na, klingelt’s schon? Genau: Ich spreche natürlich vom allseits bekannten Satz “All your base are belong to us” aus dem Shoot ‘em up Zero Wing.

 

Ein(er von wahrscheinlich vielen) Fehler(n) und das ganze Internet spielt verrückt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die unglückliche Übersetzung kurz nach der Jahrtausendwende im Netz. Selbst heute ist sie Gamern weltweit ein Begriff, obwohl eher die wenigsten das Spiel selbst gespielt haben. Am Ende steht eine positive Bilanz. Solche Fehler passieren und werden im Allgemeinen mit einem Schmunzeln abgetan. Und wie in Zero Wings Fall können sie durchaus zur Verbreitung des Spiels dienen.

2. Die unüberlegte Aktion

In vielen Spielen gibt es Situationen, in denen man sich denkt: “Puh, das hätten die lieber nicht so machen sollen.” Manche dieser Situationen schaffen es sogar, sich ins kollektive Gamer-Gedächtnis einzubrennen. So etwa eine Szene aus Activisions Call of Duty: Advanced Warfare. Die Eröffnungsszene der zweiten Mission beinhaltet ein Quick-Time-Event, bei dem der Spieler die F-Taste (bzw. an der Konsole den X-Button) drücken soll, um einem gefallenen Kameraden seinen Respekt zu zollen.

Die doch etwas pietätlose Aktion wurde eins zu eins als Meme übernommen. Auf der Streaming-Plattform Twitch ist es beispielsweise gang und gäbe, einem Streamer durch ein F im Chat seinen Respekt zu zeigen. Nichtsdestotrotz wird die ganze Sache eher ironisch verwendet. Immerhin hat Activision das Gedenken an einen Verstorbenen als Quick-Time-Event verkleidet.

3. Der ikonische Satz

Videospiele strotzen teilweise nur so von tiefgründigen Weisheiten, die sich alle Philosophiestudierenden ohne Weiteres als Poster ins Zimmer hängen könnten. Andere Aussagen sind einfach Teil wichtiger Momente in einem Spiel. Wen wundert es da, dass der ein oder andere Satz seinen Weg in die Meme-Welt findet. Einfach, weil er so merkwürdig ist. Also würdig, dass man ihn sich merkt.

Ein “It’s dangerous to go alone! Take this.” aus The Legend of Zelda. Ein “The cake is a lie.” aus Portal. Oder ein “I used to be an adventurer like you, then I took an arrow in the knee.” aus Skyrim. Na gut, diese Beispiele sind wohl doch weniger philosophisch. Nichtsdestotrotz sind es Sätze, die man sich merkt. Gleichzeitig lebt dadurch auch das Spiel in den Erinnerungen der Gamer weiter.

4. Die nervige Wiederholung

Zwei Worte: “Hey, listen!” Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Aber mir wurde verboten, so kurze Absätze zu machen. Also hier noch ein paar Zeilen: Wiederholungen nerven. Vor allem, wenn sie mit Versagen oder ähnlichem verknüpft sind. Manchmal sind es auch einfach Sachen, die man schon weiß und die einem trotzdem immer wieder vorgehalten werden. Professor Eich muss mir nicht jedes verdammte Mal sagen, dass ich im Poké-Center kein Fahrrad fahren darf. Okay, ist auch ein bisschen meine Schuld, wenn ich es immer wieder versuche… Äh, ich meine: Ich hab da aus Versehen draufgeklickt.

Und dann ist da noch Deckard Cain, bekannt aus Spielen wie Diablo oder Diablo 2 oder Diablo 3. Wow, sehr kreativ. Jedenfalls begrüßt jener Deckard Cain uns stets mit “Stay awhile and listen” oder auf Deutsch “Bleibt ein Weilchen und hört zu”. Nein, Deckard. Ich will nicht zuhören. Lass mich bitte einfach die Quest annehmen und halt deinen Mund.

Auch wenn diese Dinge nerven, so sind sie doch Teil einer schönen Erinnerung. Nur weil Navi uns in ständig in den Ohren liegt, ist The Legend of Zelda noch lange kein schlechtes Spiel. Man sollte es nur ohne Ton spielen…

Die Macht der Memes

Insgesamt haben Memes vor allem den Erinnerungseffekt. Momente aus Games werden in unterschiedlichsten Formen festgehalten und so über lange Zeit hinweg konserviert. Eher selten sind sie negativ behaftet, was wahrscheinlich der grundlegend humoristischen Natur der Memes zuzuschreiben ist.

In jedem Fall sind sie als Begleiterscheinung zu sehen, die hier und da den Ausschlag geben kann. Vielleicht spiele ich ja gerade durch das Meme doch noch irgendwann mal Zero Wing…


Titelbild © PatoLarax (DeviantArt)

 

Autor/Autorin

Louis Oelmann

Wenn es irgendwo etwas zu looten gibt, kann Louis nicht weit sein. Dementsprechend verbringt er auch viel Zeit in Spielen wie Borderlands oder Skyrim. Wenn Skags und Drachen ausgerottet sind, schreibt er Artikel und steht auch immer wieder gerne vor und hinter der Kamera.

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