Yakuza Kiwami – Startpunkt für die neue Generation?

Yakuza Kiwami bringt den ersten Teil der Serie jetzt auch auf den PC. Eignet es sich als Einstieg? Von Louis Oelmann.

Bis vor kurzem waren die Yakuza-Spiele, wenn überhaupt, nur am Rande meines Gaming-Radars. Hier und da hörte ich davon, wie gut sie doch seien. Irgendwann kam dann aber auch bei mir der Gedanke auf, ich könne mich an Segas Kultserie versuchen. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob man mit dem neuesten Ableger starten sollte, oder doch zu den Anfängen auf der PS2 zurückkehrt. Die Antwort darauf lieferte mir Yakuza Kiwami.

Eine PlayStation besitze ich nicht und auf meiner alten Xbox 360 ist nie ein Yakuza-Spiel erschienen. Yakuza Kiwami ist neben Yakuza 0 das einzige Spiel aus der Reihe, dass auch am PC spielbar ist und somit für mich infrage kommt. Letzteres wird auch oft als Einstieg empfohlen, spielt es doch zeitlich gesehen vor dem ersten Yakuza-Teil. Schlussendlich ist es dann Yakuza Kiwami geworden. Das Remake erschien bereits 2016, damals aber nur für PS3 und PS4. Die PC-Variante ist seit dem 19. Februar 2019 auf Steam erhältlich.

Nicht so wirklich PC

PC hochgefahren, Steam geöffnet, Spiel runtergeladen und los geht’s. Schon zu Beginn gibt es aber eine enttäuschende Nachricht: “Real Yakuza play with a gamepad.” Eigentlich wollte ich das Spiel doch gerade, weil es am PC ist. Nun gut, ich habe immer einen Xbox 360 Controller, den ich auch am PC benutze. Was ist aber mit denen, die keine Konsole da haben?

Darüber hätte sich Sega Gedanken machen sollen. Zumindest ein Disclaimer auf der Steam-Seite hätte geholfen. Dort steht aber nur was von “Full controller support”. Klingt optional, ist es aber nicht wirklich. Wer keinen Controller zur Hand hat, schaut in die Röhre. Das man das Spiel wirklich lieber mit dem Controller spielen sollte, kann man auch direkt feststellen. Kamerabewegungen mit der Maus? Zum Kotzen!

Wir starten als Yakuza-Mitglied Kazuma Kiryu im Jahr 1995 und lernen zunächst seinen geschworenen Bruder Akira Nishikiyama und seine Kindheitsfreundin Yumi kennen. Diese beiden Persönlichkeiten sind es auch, die den Anstoß zur eigentlichen Geschichte von Yakuza bzw. Yakuza Kiwami geben.

Yumi wird von Kiryus Boss Sohei Dojima entführt. Nishikiyama versucht dann im Alleingang, sie zu retten. Als wir davon erfahren, machen wir uns natürlich sofort auf den Weg zum Ort des Geschehens. Nur um festzustellen, dass wir zu spät gekommen sind. Nishikiyama wartet neben dem toten Körper Dojimas. Wir als Held der Geschichte nehmen die Schuld auf uns, verhelfen Nishikiyama und Yumi zur Flucht und stellen uns der Polizei. Nicht, dass wir wirklich eine Wahl gehabt hätten.

Zehn Jahre im Gefängnis und Kiryu sieht genauso aus wie vorher.

(Mehr als) zehn Jahre später

Wir kommen also ins Gefängnis. Ganze zehn Jahre gibt es für den Mord. Die sind aber recht schnell um. Nur eine Knastprügelei müssen wir überstehen, die restliche Zeit vergeht wie im Flug und ohne, dass wir irgendetwas davon mitbekommen. Wäre ja auch langweilig sonst. Im Jahr 2005 kommen wir dann endlich frei. Zufälligerweise auch das Jahr, in dem der erste Yakuza-Teil in Japan erschien. Genau… Zufall.

Jetzt fängt die Story erst richtig an. Nishikiyama ist mittlerweile ein großer Yakuza-Boss, Yumi hingegen ist verschwunden. Ebenso eine Geldsumme von zehn Milliarden Yen (etwa 80 Millionen Euro), die Kiryus ehemaliger Organisation gehört. Ihr hört richtig: “ehemalig”. Während unserer Zeit im Gefängnis wurden wir nämlich verstoßen. Immerhin haben wir einen Boss umgelegt. Zumindest glauben die das.

Was danach passiert, sollt ihr lieber selbst herausfinden. Manche von euch haben das vermutlich sogar schon. Die Zeit, die zwischen dem ersten Yakuza und Yakuza Kiwami liegt, ist mittlerweile nämlich schon länger, als die Zeit, die wir als Kiryu im Gefängnis verbracht haben.


In Fernost was Neues

Tatsächlich ist in der Zeit zwischen Yakuza und Yakuza Kiwami viel in Tokios fiktivem Kamurocho-Bezirk passiert. Allem voran an der Grafikfront. Der Unterschied zwischen 2005 und 2016 bzw. 2019 für den PC ist gewaltig, auch wenn ich persönlich das nur anhand von Videos und Bildern vergleichen kann. Die Grafik ist um einiges besser, lässt einen noch tiefer in die neonlichtdurchfluteten Straßen Tokios eintauchen.

Gerade in Cutscenes fallen die Möglichkeit für 60fps und 4K-Resolution besonders ins Gewicht. Zwar ist es in der heutigen Gaming-Generation, in der Grafik das A und O ist, nichts besonderes mehr, gegenüber dem PS2-Klassiker hat sich aber einiges getan. Yakuza Kiwami spielt zwar nicht an vorderster Front mit, braucht sich zwischen all den Grafikmonstern aber auch nicht zu verstecken.

Cutscenes sind übrigens noch ein weiteres überarbeitetes Feature von Yakuza Kiwami. Knapp eine halbe Stunde an neuer Story soll im Remake stecken, darunter auch die Hintergrundgeschichte unseres Freundes Nishikiyama, der sich während unserer Zeit im Gefängnis doch sehr verändert hat. Nichtsdestotrotz bleibt der Großteil beim Alten. Die meisten Einstellungen sind eins zu eins die aus dem Original, grafisch angepasst natürlich. Darüber hinaus hat man auch das komplette Voiceover neu eingesprochen.

Auch die Kämpfe sehen in Yakuza Kiwami besser aus als im Original.

Kamera, Licht, Action!

Ein weiterer positiver Punkt ist die Kameraführung. Im Original gab es meist eine fixe Kamera, die sich je nach Position der Spielenden geändert hat. In Yakuza Kiwami gibt es stattdessen eine flexible, steuerbare Kamera. Auf dem Weg durch die Gassen Kamurochos dürfen wir also nun unseren Blick schweifen lassen und werden beim Blickwinkel nicht mehr bevormundet. Nunja, zumindest nicht die ganze Zeit. Vor allem in kleinen, engen Räumen fühlt es sich immer wieder an, wie ein Kampf gegen die Kamera.

Apropos Kampf. Auch der ist in Yakuza Kiwami ein bisschen anders aufgezogen. Wichtigste Änderung: Vor Kämpfen, besonders Random Encounters, gibt es keine elendslangen Ladebildschirme mehr, wodurch das Spielgeschehen viel flüssiger läuft. Hinzu kommen die vier Kampfstile, die man vielleicht schon aus Yakuza 0 kennt: Brawler, Rush, Beast und Dragon of Dojima. Je nach Stil kämpft man schneller, mit härteren Schlägen oder mit anderen Combo-Möglichkeiten.

Den Dragon of Dojima-Kampfstil müssen wir im Verlauf der Geschichte nach und nach freischalten, weil wir den einst so gefürchteten Kampfstil während unsere Gefängniszeit etwas verlernt haben. Hier kommt eine weitere Neuerung zum Einsatz: das sogenannte Majima Everywhere-System. Yakuza-Urgestein Goro Majima taucht in den verschiedensten Situationen auf und fordert uns zum Kampf heraus. Gewinnen wir, dürfen wir unsere Dragon-Stil aufleveln.

Goro Majima kann überall auf uns warten.

Mein Anfang als Yakuza

Yakuza Kiwami kommt also mit diversen Neuerungen daher. Und was soll ich sagen? Das Remake ist gelungen. Die Grafik passt in unsere Zeit, kürzere Ladezeiten machen das ohnehin sehr storylastige Spiel flüssiger und die verschiedenen Kampfstile bieten mehr Variation im Spielerlebnis.

Gerade in einer Gaming-Generation, die die Grafik oft bis ans Äußerste treibt, bietet sich ein Yakuza Kiwami sicherlich besser als Einstieg in die Yakuza-Reihe. Auch wenn man sich die Frage stellen könnte, ob nicht etwas vom Spielgefühl des PS2-Klassikers verloren geht.

Ich weiß, dass es schon so einige Ableger der Reihe gibt und sie auch nicht mit Spinoffs geizt, aber dennoch fühlt es sich neu an. Ich kann mich vollkommen in der Yakuza-Welt verlieren. Zu keinem Zeitpunkt drängen sich die anderen Spiele in meine Gedanken.

Persönlich kann ich Yakuza Kiwami als Einstieg nur empfehlen. Auch die Änderungen, ich würde sogar Verbesserungen sagen, können meine Meinung nur untermauern. Im Anschluss kann man dann auch gleich zu Yakuza Kiwami 2 übergehen. Das Remake zu Yakuza 2 erschien bereits 2017 für die PS4. Alternativ bietet sich natürlich immer noch Yakuza 0 an. In jedem Fall werde ich noch weiter in das Yakuza-Universum eintauchen.


Bebilderung © Sega

[amazon_link asins=’B07BQPTS11,B075DJTK67,B01J9QQ112′ template=’ProductGrid‘ store=’screamingpixe-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’58211bcc-a6dc-4f25-8e12-b95913c5d5ec‘]

Autor/Autorin

Louis Oelmann

Wenn es irgendwo etwas zu looten gibt, kann Louis nicht weit sein. Dementsprechend verbringt er auch viel Zeit in Spielen wie Borderlands oder Skyrim. Wenn Skags und Drachen ausgerottet sind, schreibt er Artikel und steht auch immer wieder gerne vor und hinter der Kamera.

Deine Mail-Adresse wird nicht gepostet. Die benötigten Felder sind markiert*